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© Marija Wakounig

Wiedersehen in Leiden – Jahrestagung der Österreich-Zentren

Vom 8.-12. Juni 2022 fand in Leiden die Annual Convention der Österreich-Zentren statt. Zuletzt wurde das Treffen 2019 in Wien abgehalten.
3 min lesen · 20. Juni 2022

Nach einer zweijährigen Pause konnte heuer wieder das alljährliche Treffen der Direktorinnen und Direktoren der Österreich-Zentren (ÖZ) an der Universität Leiden wie geplant abgehalten werden. Bei diesen Tagungen, die bereits seit 2008 an einem der Standorte der Österreich-Zentren stattfinden, steht neben dem Austausch und der Vernetzung die Präsentation der wissenschaftlichen Tätigkeit der Zentren im Mittelpunkt. Doktorandinnen und Doktoranden sowie Studierende der Zentren bekommen Gelegenheit ihre Forschungsprojekte vorzustellen. Die daraus resultierenden Diskussionen und Beiträge der Teilnehmenden führen immer wieder zu gemeinsamen Projekten und Publikationen. Das Team in Leiden rund um Direktor Jeroen Duindam und Steven Engelsman hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, sodass die Gruppe neben spannenden wissenschaftlichen Vorträgen einen hochinteressanten Einblick in die Geburtsstadt von Rembrandt sowie die Geschichte der Niederlande bekam. Darüber hinaus wurde die Gruppe von Botschafterin Harz an der österreichischen Botschaft in Den Haag empfangen.

Die Schwerpunkte der Zentren liegen vor allem auf der Geschichte des Habsburgerreiches, Österreich und Ostmitteleuropa sowie der Germanistik oder der Musikwissenschaft. Jedes Zentrum brachte zwei Studierende mit, die ihre Arbeiten vorstellten. Die große Vielfalt der Forschungsbereiche zeigte sich in den Vorträgen, die Holocaust-Kitsch, die Mode der Wiener Werkstätte, ökonomisches Wählen, Exekutionsdrucke des 17. Jahrhunderts, katholische Einflüsse, ungarische Mitteleuropakonzepte oder den Aktienmarkt in der Zwischenkriegszeit behandelten. Zudem wurden Arbeiten zu Themenbereichen wie multiethnischer Staatenbildung in Russland und China, Rassismus im Sport, antikolonialistischen Protesten im Jugoslawien der 1960er Jahre, Ingeborg Bachmanns erster jüdischer Liebe oder ins Vergessen geratene Prager deutschsprachige Kriminalliteratur vorgestellt.

Neben der Forschungsarbeit begrüßen vier der Zentren außerdem jedes Jahr eine/n Doctoral Research Fellow (DRF), der oder die für zehn Monate bis zu einem Jahr an einem ÖZ forscht und dort mitarbeitet. In diesem Jahr stellte der New Orleans DR Fellow Christian Stenico seine Arbeit zu seriell angelegten Erzählungen in US-Serien vor, was eine interessante Diskussion zu Veränderungen im Fernsehverhalten hervorbrachte. DR Fellow Mirjana Plath konnte im letzten Jahr am ÖZ in Alberta/Edmonton forschen und stellte ihre Arbeit über die Rezeption von deutschsprachigen Operetten in Stockholm in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor. Neben DR Fellows war ebenso eine ehemalige Richard Plaschka Stipendiatin, Noga Sagi vom ÖZ in Jerusalem zu Gast, die derzeit in Österreich über die jüdische Gemeinde in Wien forscht.

Mit den breitgefächerten Vorträgen und neuen Forschungserkenntnissen wurde die Bedeutung der Österreich-Zentren wieder unterstrichen. Schon während der Tagung wurden Kontakte über eine Publikation hergestellt. Die teilnehmenden Studierenden konnten sich erfolgreich vernetzen und viele Parallelen in ihren Forschungsthemen finden, was auch am Abend zu lebhaften Diskussionen führte. Man sei gespannt, welche Ergebnisse dies zu Tage bringen wird.

Über die Österreich-Zentren:
Das erste Österreich-Zentrum wurde in den 1970er Jahren vom österreichischen Wissenschaftsministerium an der Universität Minnesota gegründet. Mittlerweile gibt es neun Österreich-Zentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Wien, Olmütz, Budapest, Leiden, New Orleans, Berkeley, Minnesota, Alberta/Edmonton und Jerusalem, die alle die wissenschaftliche Beschäftigung mit Österreich und Ostmitteleuropa als Ziel haben. Die jährlichen Treffen finden jeweils abwechselnd immer an einem Standort der Österreich-Zentren statt. Die nächste Tagung 2023 ist in Berkeley geplant.
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