Die Filmtage behandelten entwicklungsrelevante Forschung und Kooperationen an einem klassischen Ort der Begegnung – dem Kino. Im Fokus standen dabei Film und Diskussion zu entwicklungspolitischen Themen von globaler Relevanz.
Der Dokumentarfilm „After Your Revolt, Your Vote!” gab Einblicke in die landesweite Mobilisierung für friedliche und demokratische Wahlen nach dem burkinischen Volksaufstand von 2014, der von den Ideen des ermordeten Revolutionärs und Präsidenten Thomas Sankara inspiriert war. Die Straßenproteste führten zum Sturz des Regimes des autokratischen Präsidenten Compaoré, welcher versucht hatte, sich durch eine Verfassungsänderung Macht auf Lebenszeit zu sichern. Nach fast drei Jahrzehnten demonstrierten Akteur/innen der Zivilgesellschaft, aber auch Oppositionelle friedlich für eine lebenswerte Zukunft auf der Straße und trugen damit zu einem grundlegenden Umbruch im Land bei. Nach dem Sturz des Präsidenten haben sie zu friedlichen, demokratischen und freien Wahlen aufgerufen.
Im Anschluss an den Film sprach Dominique Ouedraogo, Stipendiat im APPEAR-Projekt LoCaBreed und Doktorand an der Universität für Bodenkultur und der University of Dedougou in Burkina Faso, über den Wandel im Land vor den Wahlen 2020. Er zeigte sich sehr erfreut über die Auswahl des Films und das Interesse an Burkina Faso. „Als junger Mann, der 2014 aktiv an der Revolution beteiligt war, ist es für mich immer mit großen Erinnerungen und tiefen Emotionen verbunden, wenn ich sehe, wie dieser Film eines der wichtigsten Ereignisse in der jüngsten Geschichte meines Landes nachzeichnet. Ich war auch einer der Millionen von Menschen auf den Straßen von Ouagadougou, die die Einhaltung unserer Verfassung gefordert haben.“ Fünf Jahre später nach dem Fall des ehemaligen Präsidenten hat er „immer noch das Gefühl, dass unsere Generation Geschichte geschrieben hat und das Volk von Burkina Faso andere Menschen auf der ganzen Welt, die unter Ungerechtigkeit und Diktatur leiden, etwas gelehrt hat. Diese Lehre lautet: Niemand ist stärker als das Volk, und wenn das Volk aufsteht, zittern die Diktatoren".
Am zweiten Tag des Festivals erzählte das Drama “Fig Tree” die Geschichte zweier Jugendlicher, die ihre Liebe in den Wirren des äthiopischen Bürgerkriegs aufgrund religiöser Unterschiede verheimlichen. Zwischen berauschenden Gefühlen und gefährlicher Routine zeigt der Film eine kulturell, religiös und politisch komplexe Gesellschaft. Im Anschluss diskutierte Girum Gebremariam, Stipendiat im APPEAR‐Projekt AAPLHRE und Doktorand an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Addis Abeba University über seine Erfahrungen mit den sozialen Umbrüchen in Äthiopien und seine Eindrücke des Films. Für ihn ist Film „heute eine der stärksten Formen des Geschichtenerzählens. Filme haben die Macht, uns in die Welt der Geschichten zu versetzen. Der Film „Fig Tree“ spiegelt diese Realität deutlich wider, indem er die Situation in Äthiopien unter dem untergegangenen sozialistischen Militärregime (1974-91) aufzeigt. Der Film gibt uns die Gelegenheit, die tiefere Wahrheit hinter den turbulenten Bildern über die Ereignisse zu sehen, die alle Bereiche des Lebens der Menschen erschütterten, besonders das der damals jungen Menschen. Während der Film die Geschichte zweier Jugendlicher erzählt, die ihre Liebe in den Wirren des äthiopischen Bürgerkriegs aufgrund religiöser Unterschiede verheimlichen, enthüllt er auch die massiven Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Zwangsrekrutierung junger Studenten. Dies ist ein kraftvoller Film, der es verdient, angeschaut zu werden, obwohl die Geschichte für die Frau unglücklich endet, voll Trauer und Schmerz darüber, dass ein geliebter Mensch für immer vermisst wird."