XV. Jahrestagung der Österreich-Zentren in Berkeley

12. Juni 2023 NetzwerkAlumniForscher/innen
University of California Campus
Die Jahrestagung der Österreich-Zentren fand dieses Jahr vom 24. bis 27. Mai 2023 in Berkeley an der University of California statt. Wie üblich trafen sich die Direktorinnen und Direktoren sowie Doktoratsstudierende der neun Österreich-Zentren aus der ganzen Welt. Das wissenschaftliche Programm der Konferenz konzentriert sich vor allem auf das ehemalige Habsburgerreich und Ostmitteleuropa.

Prof. Jeroen Dewulf, Direktor des Austrian Studies Program an der University of California, und sein Team haben für die diesjährige Tagung ein hervorragendes Programm zusammengestellt. Nach dem akademischen Programm am Vormittag folgten Exkursionen, um das Gastgeberzentrum, Kalifornien und die Bay Area kennenzulernen. Prof. Dewulf, sowie die österreichische Generalkonsulin Isabella Tomás, Ulrike Csura vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und Lydia Skarits vom OeAD eröffneten die Konferenz.

Jeden Vormittag gaben die Direktorinnen und Direktoren jener Zentren, die an dem besagten Tag präsentierten, einen Überblick über ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr. Diese Aktivitäten reichten von spannenden neuen Projekten zur Anwerbung von Studierenden über die Organisation von Filmtagen bis hin zu neu veröffentlichten Büchern. Anschließend präsentierten Nachwuchswissenschaftler/innen ihre Arbeiten zu einer Vielzahl von Themen. Die Themengebiete reichten von der Analyse des "Wiener Salonblatts", einem sozialen Netzwerk des 19. Jahrhunderts, über die österreichisch-israelischen Beziehungen, die Instrumentalisierung religiöser Traditionen der deutschen Minderheit im Ungarn der Zwischenkriegszeit, die "Reinigung" von Symbolen besagter Minderheiten in Tschechien bis hin zur Kausalerklärung in der Molekularbiologie sowie George I. Rakoczi und dem heiligen Severinus. Literaturwissenschaftlich erfuhren die Konferenzteilnehmer/innen mehr über den Teufelspakt in der deutschen Romantik und Ingeborg Bachmanns Malina. Ein weiterer Beitrag reflektierte die unterschiedlichen Ansätze und Ideologien der Germanistik an österreichischen Universitäten während der Zweiten Republik, derweil ein anderer die "Integrations"-Politik in Österreich untersuchte. Darüber hinaus wurden soziale Ungleichheit und regionale Unterschiede im sozialistischen Jugoslawien, unterschiedliche Beziehungen zur extremen Rechten der "Alt-Nazis" im Nachkriegsösterreich und in Westdeutschland sowie der kulturelle Umgang mit dem Erbe Kafkas diskutiert. Überraschenderweise gab es auch einen Schwerpunkt zu Kreisky mit zwei Vorträgen über ihn. Einer davon befasste sich mit Kreiskys Außenpolitik, während Daniel Aschheim sein Buch "Kreisky, Israel, and Jewish Identity" vorstellte, das bei der University of New Orleans Press erschienen ist. Die meisten Teilnehmer/innen stellten ihre laufenden Projekte vor, was zu interessanten und lebhaften Diskussionen führte. Wie immer werden die Konferenzbeiträge in der Reihe "Europa Orientalis" des Österreich und Ostmitteleuropa Zentrums Wien veröffentlicht.

Die Exkursionen am Nachmittag starteten mit einer Tour durch den Campus der University of California. Einer der Höhepunkte war Raum 307 in der Gilman Hall, wo erstmals Plutonium identifiziert wurde. Wie viele erstaunt feststellten, erhalten Nobelpreisträger/innen der Universität eine kostenlose lebenslange Parkgenehmigung auf speziellen Parkplätzen am Campus - ein starker Anreiz in einer Stadt, die von Parkplatzmangel geplagt ist. In den folgenden Tagen besuchte die Gruppe auch die spektakulären Muir Woods und den Google-Campus sowie San Franciscos Chinatown und Downtown. Um einen weiteren Universitätscampus in der Nähe kennen zu lernen, genoss die Gruppe auch eine Führung durch den Campus der Stanford University unter der Leitung von Peter Fredericks, Em. Honorarkonsul von Österreich. Der kulturelle Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Ländern führte auch auf den Ausflügen zu lebhaften Diskussionen. Sowohl Studierende als auch die Professorinnen und Professoren hatten viel Spaß daran, Personen mit dem gleichen Forschungshintergrund zu Österreich oder Mitteleuropa zu treffen. Es wurden bestimmt wichtige Kontakte geknüpft, und es gibt viele Pläne für eine künftige Zusammenarbeit.

Über die Österreich-Zentren:
Das erste Österreich-Zentrum wurde in den 1970er Jahren vom österreichischen Wissenschaftsministerium an der Universität Minnesota gegründet. Mittlerweile gibt es neun Österreich-Zentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Wien, Olmütz, Budapest, Leiden, New Orleans, Berkeley, Minnesota, Alberta/Edmonton und Jerusalem, die alle die wissenschaftliche Beschäftigung mit Österreich und Ostmitteleuropa als Ziel haben. Die jährlichen Treffen finden jeweils abwechselnd immer an einem Standort der Österreich-Zentren statt. Die nächste Tagung 2024 ist in Budapest geplant.
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