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Eine Gruppe von Kindern bei einer Tanzveranstaltung
© Annemarie Papp Tanzen fördert die kindliche Bewegungsfähigkeit, Wahrnehmung, Konzentration und Reaktionsfähigkeit.

60 Jahre OeAD: Kunst und Kultur hautnah erleben

Partizipative Schulprojekte mit Kunstschaffenden
5 min lesen · 29. April 2021

In OeAD-Dialogveranstaltungen arbeiten Künstlerinnen und Künstler aller Kunstsparten im Rahmen des Unterrichts mit Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern zusammen. Gemeinsame Lernprozesse bereichern und ergänzen den schulischen Unterricht, individuelle Kompetenzen werden gestärkt und gefördert. Partizipative Kunstvermittlungsprojekte sind ein Experimentier‐ und Lernfeld für alle Beteiligten, unterstützen die aktive Einbindung aller Schüler/innen in die Klassengemeinschaft, befähigen zur gesellschaftlichen Teilhabe und ermöglichen einen ersten grundlegenden und niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur. Pro Jahr werden bis zu 2.500 Dialogveranstaltungen vom OeAD gefördert und Schulen dazu beraten.

Die Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin Annemarie Papp ist langjährige Kooperationspartnerin des OeAD und setzte seit 2011 bereits an die 60 Dialogveranstaltungen an Schulen um. Wir haben sie um ihre Erfahrungen gebeten:

„Frau Lehrerin, welcher Tag ist heute?“ „Heute ist Freitag.“ „Kommt endlich Annemarie?“
Seit beinahe 20 Jahren setze ich im Rahmen der „Dialogveranstaltungen“ tanzpädagogische Projekte mit Schulen um, wie beispielsweise mit der Volksschule Hoefftgasse in Wien Simmering. Die Schule befindet sich inmitten von Gemeindebauten am Stadtrand von Wien und der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist ein hoher. Tanzen ermöglicht es auch jenen Kindern, die in der deutschen Sprache noch nicht so sicher sind, Erfolgserlebnisse zu haben, da Tanzen ja meist nonverbal ist und die sprachlichen Unterschiede dabei in den Hintergrund treten.

Dieses Projekt liegt mir sehr am Herzen, weil es wirklich Arbeit mitten in der Community ist. Ich arbeite eng mit den Lehrerinnen und Lehrern der Schule zusammen. Die Schule hat schon vor vielen Jahren die Bedeutung der darstellenden Kunst und des Tanzes für den Unterricht erkannt, lange bevor das Bewusstsein für Tanz in Schulen in Österreich wirklich modern geworden ist, Tanzen ist an der Schule sowohl für Mädchen als auch für die Buben selbstverständlich geworden. Der moderne Tanz und seine Vielseitigkeit im Unterrichten ermöglichen eine gute, ganzheitliche Förderung der Kinder.

Mit dem OeAD und seinen Tanz- und Theaterberaterinnen haben die projektleitende Lehrerin Beatrix Kainz und ich immer wieder Rücksprache und Austausch bezüglich des Projektes gehalten. Gespräche, Telefonate oder Besuche in der Schule haben über die Entwicklungen informiert. Das Projekt wurde auch im Rahmen des letzten Symposiums des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung „Tanz in der Schule“ vorgestellt und Beatrix Kainz hat von ihren Erfahrungen berichtet. Ich bin sehr dankbar für die Offenheit des OeAD, solche Projekte mitzufinanzieren, und somit Tanz in den Schulalltag zu integrieren. Und Kunst vor allem auch den Kindern nahe zu bringen, die sonst eher nicht die Möglichkeit dazu haben.

Tanzen ist ….
Tanzen ist lustvoll und ermöglicht Lernen ohne Stress. Es fördert die kindliche Bewegungsfähigkeit, Wahrnehmung, Konzentration und Reaktionsfähigkeit. In meinen Stunden wechseln Übungen, Bewegungsaufgaben, Tanzgeschichten, Tanzimprovisationen, Tänze und komplexere Choreografien einander ab. Ich arbeite mit Elementen des Tanztheaters, das viel Spielraum für die Entwicklung der eigenen Bewegungsqualität gibt. Tänzerische Elemente wie Drehungen, Sprünge, Balance, Bodenarbeit oder Akrobatik zur Förderung der motorischen Entwicklung sind ebenso wichtige Elemente in meinem Unterricht. Darüber hinaus ist das gemeinsame Tanzen ein Übungsfeld für soziales Lernen und eine gute Grundlage für spätere Teamarbeit.

Die Schüler/innen zeigen Mut zu produzieren und zu präsentieren. Sie üben, sich Raum zu nehmen, aber dennoch den Umraum der anderen zu respektieren. Das Erleben, dass jeder empfundene und dargestellte Ausdruck interessant sein kann, hilft auch schüchternen Kindern, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Das Entwickeln von kleinen Stücken oder Choreografien ist zentrales Element für unsere Aufführungen. Den Eltern wird somit Einblick in die künstlerische Arbeit gegeben und die Kinder sammeln erste Auftrittserfahrungen.

Die Themen unserer Stunden sind zahlreich. Themen des Jahresablaufes (Jahreszeiten, Feste), Schulalltages (Buchstaben, Zahlen, Sachunterricht) aber auch der Alltag der Kinder (Natur, Menschen, Gefühle, Umgebung) und Geschichten, Bücher, Musik oder auch Bilder sind Grundlage von Improvisationen oder Gestaltungen. Ich verwende Musik aus verschiedenen Epochen, Stilen und Kulturen, um den Kindern ein vielseitiges Musikverständnis mitzugeben und ihr Gehör hinsichtlich Rhythmus und Klangmöglichkeiten zu schulen. Auch verwende ich gerne Elemente des Urban Dance, Hip-Hop und Breakdance, da die Kinder das sehr gerne machen und cool finden.

Das Wichtigste in der tanzpädagogischen Arbeit ist mir, dass die Kinder Mut und Selbstbewusstsein in ihrem eigenen Ausdruck entwickeln. Sie lernen, spielerisch zwischen dem Darstellen der eigenen Persönlichkeit und dem Eingehen auf andere und die Gruppe zu wechseln.

Tanzunterricht digital
Da wir ja aufgrund von Corona den Live-Unterricht pausieren mussten, haben wir mit Hilfe von Onlineformaten und Videos weiter Kontakt gehalten. Ich habe viele Videos mit unseren Tänzen und Geschichten zusammengestellt, die die Kinder in der Schule tanzen können. Diese können zeitlich variabel, in Einzel und Kleingruppenarbeit gemacht und somit an die Situation des Physical und Social Distancing angepasst werden. Wir freuen uns aber natürlich, wenn wir wieder Live und dann hoffentlich auch bald wieder ohne die physischen Abstände tanzen dürfen. Denn Tanzen hat ja mit menschlicher Nähe, Körperlichkeit und vor allem Gemeinschaft zu tun!

Autorin: Annemarie Papp | Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin

Weitere Informationen: dva www.oead.at/morethanbytes

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