Wie viele Menschen in seinem Land, Burkina Faso, stammt Dominique Ouedraogo von einer kleinen Farm auf dem Land. In seinem Dorf, 50 km von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt, wuchs er mit Rindern auf, ist seit seinem sechsten Lebensjahr Hirte und mittlerweile Doktor der Bodenkultur.
Seit Beginn der Grundschule bis zum Eintritt in die Universität verbrachte Dominique seine Ferien von Juni bis September immer damit, Vieh zu hüten, während seine Eltern mit der Landwirtschaft beschäftigt waren. Seine Leidenschaft für Rinder veranlasste ihn, an der Universität von Nazi Boni in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, Landwirtschaft zu studieren mit einem Schwerpunkt auf Tierzucht.
Dominique erzählt, dass der Grund für seine Studienwahl jedoch nicht nur seine Leidenschaft für Tiere war, sondern auch der Wunsch zur Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Eltern und von 80 Prozent der Bevölkerung von Burkina Faso beizutragen, die von der Landwirtschaft abhängen.
Im Jahr 2017 erhielt Dominique im Rahmen des APPEAR-Projekts Local cattle breed of Burkina Faso – Characterization as sustainable use | LoCaBreed ein Stipendium für ein Doktoratsstudium in Tierzucht und Genetik an der BOKU Wien. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Konzeption und Umsetzung eines gemeindebasierten Viehzuchtprogramms in Burkina Faso. Ziel des Zuchtprogrammes war es die Körpergröße der an sich sehr kleinen lokalen Rinderrassen und ihre Krankheitsresistenz zu verbessern, um das Interesse der lokalen Landwirtinnen und Landwirte an deren Erhaltung zu erhöhen. Das gemeindebasierte Zuchtprogramm ist ein neuer Ansatz, der an die Bedürfnisse der lokalen Kleinbauern und -bäuerinnen angepasst ist, die größtenteils Analphabeten sind, und nicht über die nötige Infrastruktur und Aufzeichnungssysteme für ein konventionelles Zuchtprogramm verfügen. Bei diesem partizipativen Ansatz sind die Landwirte die Hauptakteure des Zuchtprogramms und von Anfang an in alle Schritte von der Konzeption bis zur Umsetzung einbezogen.
Das LoCaBreed-Projekt zielte darauf ab, mit Landwirten für Landwirte zusammenzuarbeiten. Während der drei Jahre im Projekt arbeitete Dominique sehr eng mit etwa 100 lokalen Landwirten zusammen, um gemeinsam die Zuchtziele zu definieren. Er unterstützte sie bei der eindeutigen Identifizierung von mehr als 2.000 Tieren mit Ohrmarken und richtete ein Aufzeichnungssystem ein, um die Wachstumsleistung der Jungstiere zu bewerten und den Landwirten bei der Auswahl der besten Bullen zu helfen.
Ende 2020 konnte Dominique sein Doktoratsstudium abschließen und nach Burkina Faso zurückkehren, um seine akademische Karriere an der Universität fortzusetzen. Für die Zukunft hat sich Dominique viel vorgenommen:
"Ich habe großen Ehrgeiz, eine Schlüsselkraft in der Tierzucht in Burkina Faso zu werden. Während der drei Jahre in Österreich habe ich mir ein starkes Netzwerk aufgebaut, das für meine Karriere sehr nützlich sein wird“.
Neben dem aktuellen Viehzuchtprogramm in ländlichen Gebieten plant er langfristig auch die Einrichtung eines Leistungsprüfsystems für Milchkühe ähnlich wie er es in Österreich kennengelernt hat. Dies wird später zur Verbesserung der Milchproduktion in Burkina Faso beitragen.
„Ich bin überzeugt, dass die genetische Verbesserung der Schlüssel zur Steigerung des Outputs aus der Tierhaltung ist und somit zur Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln für die wachsende Bevölkerung und zur Verringerung der Armut in meinem Land beiträgt“.
Der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, dem OeAD und APPEAR ist er
„dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, in Österreich zu studieren. Hier wurde ich nicht nur als Wissenschaftler ausgebildet, sondern auch als Mensch, der für seine Gemeinde nützlich sein kann“.
Autor: Dominique Ouedraogo, aus dem Englischen übersetzt von Rainer Einzenberger
Kurzes Videoportrait zu Dominique Ouedraogo und seiner Doktorarbeit (in Englisch)
Dominique Ouedraogo hat sein Doktorat mit Auszeichnung an der Universität für Bodenkultur im Dezember 2020 abgeschlossen. Sein Studium wurde durch ein Stipendium des Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research for Development (APPEAR) finanziert.
Internationale Projekte und Stipendienprogramme zu betreuen gehört seit Jahren zu den Kernaufgaben des OeAD. So ist der OeAD auch für das Hochschulkooperationsprogramm APPEAR verantwortlich. APPEAR fördert seit 2010 Kooperationen zwischen österreichischen Hochschulen und Hochschulen in den Schwerpunktländern und -regionen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Das Projekt wird aus Mitteln der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit finanziert.