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Broschüre der Kommission für Entwicklungsforschung liegt auf einem Tisch, darauf steht ein kleines Miniaturlama
© OeAD/Julia Lichtkoppler

Rückblick KEF Roundtable: Maria Wurzinger und die "spuckenden Lamas"

Am 31. Mai 2017 berichtete Maria Wurzinger im Naturhistorischen Museum Wien von ihrer Forschungstätigkeit zu Lamas in Cerro de Pasco in den Anden Perus.
4 min lesen · 13. Juni 2017

"Breite Brust, starker Rücken, wohlgeformte Beine, stattliche Größe" - auf diese Eigenschaften achten Landwirte in der Cerro de Pasco Region in den Anden Perus bei der Auswahl des Zuchthengstes, der den Fortbestand ihrer Lamaherde garantieren soll. Lamas machen gemeinsam mit Schafen und Alpakas die traditionellerweise gemischten Herden in dieser Region aus. Die Wolle der Alpakas sorgt einmal im Jahr für einen guten Verdienst, während das Fleisch der Schafe eine regelmäßige Einkommensquelle bietet. Den Lamas kommt hier die Rolle des Rettungsankers zu: ihre Wolle ist nicht so weich wie die der Alpakas, ihr Fleisch nicht so beliebt wie das der Schafe, aber ihre Resilienz gegenüber Klimaveränderungen ist bedeutend höher als die ihrer Kameradinnen und Kameraden in der Herde.

Dementsprechend kommt Lamas in Zeiten des Klimawandels eine immer größere Bedeutung zu. Das machte Maria Wurzinger von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien in ihrer Präsentation im Vortragssaal des Naturhistorischen Museums (NHM) klar. Etwa 30 Gäste jeden Alters waren in das geschichtsträchtige Haus gekommen, das sich nicht nur als Ausstellungsort begreift, sondern in seiner Veranstaltungsreihe den Forschergeist und die Abenteuerlust bedeutender, mitunter reisender, Naturwissenschaftler/innen spürbar machen will. An diesem Abend des 31. Mai 2017 berichtete Maria Wurzinger von ihrer Forschungstätigkeit zu Lamas in Cerro de Pasco, die sie gemeinsam mit der Universidad Nacional Agraria La Molina (UNALM) in Lima und den Bäuerinnen und Bauern vor Ort durchführt. Diese Forschung wird im Rahmen des Projekts LLAMA_PERU von der Kommission für Entwicklungsforschung (KEF) finanziert.

Acht Autostunden liegt Cerro de Pasco von Lima entfernt, auf über 4.000 Metern Seehöhe begegnen der Besucherin kalte Temperaturen und niedriger Luftdruck. Die Landschaft ist geprägt von langgezogenen Hügeln und großen Weideflächen, die durch den Rückgang der Niederschlagsmenge jedoch teilweise verbuschen. Die Landwirte und Landwirtinnen der Region besitzen 6.000 Jahre altes Wissen in der Lamahaltung, mit der Geschwindigkeit des Klimawandels können sie aber nur schwer mithalten. Aus diesem Grund finden die Forscher/innen der Universität La Molina und der BOKU Wien in Cerro de Pasco großes Interesse am gemeinsamen wissenschaftlichen Erarbeiten von Zukunftsstrategien in der Lamahaltung vor. Das Wissen der Bäuerinnen und Bauern, wie zum Beispiel jenes zur Auswahl des richtigen Lamahengstes, wird von Maria Wurzinger und ihren Kolleg/innen gesammelt, um eigene Daten und Messungen ergänzt, analysiert und in Workshops mit den Bäuerinnen und Bauern präsentiert und diskutiert. So steht nun für die Auswahl des geeigneten Lamahengstes ein Selektionsindex zur Verfügung, die besten Zuchthengste werden gemeinsam ausgewählt und prämiert. Weitere gemeinsam behandelte Themen betreffen unterschiedliche Fütterungsstrategien und eine Überprüfung der Fleischqualität.

Zurück ins Naturhistorische Museum. Auf Maria Wurzingers Vortrag folgte ein Zwiegespräch mit Moderatorin Doris Bauer von der KEF, danach gab es Zeit für Fragen aus dem Publikum. Eine Besucherin wünschte sich Details zur Beschaffenheit des Fußes eines Lamas: er besteht aus zwei Zehen, das mit Horn überzogen ist, welches richtig kratzen kann; die Unterseite fühlt sich an wie eine weiche Pfote, so wird die Grasnarbe nicht verletzt und das Weideland geschützt. Eine Kollegin erkundigte sich, wie die Frauen aus Cerro de Pasco in die Workshops des Projekts miteinbezogen werden. Maria Wurzinger führte aus, dass Frauen und Kinder häufig Hirtentätigkeiten übernehmen würden, während Männer für die Vermarktung und das Verhandeln zuständig seien. Bei den Workshops würden daher häufig Männer teilnehmen, grundsätzlich sei es aber auch Frauen nicht verwehrt teilzunehmen und sich aktiv zu beteiligen. Da viele Männer hauptberuflich in den naheliegenden Bergwerken arbeiteten, sei dies auch öfters der Fall. Nach Ende der Veranstaltung kam auch noch der jüngste Gast, ein etwa 5-jähriges Mädchen auf Maria Wurzinger zu. Ob Lamas nur weiß sind, wollte sie wissen. Nein, antwortete die Wissenschaftlerin, Lamas können verschiedene Farben haben, weiß, braun, oder auch bunt gemischt.

Dieser KEF-Roundtable fand am 31. Mai 2017 im Naturhistorischen Museum Wien statt. Vortragende: Priv.-Doz. Dr. Maria Wurzinger – Centre for Development Research und Institut für Nutztierwissenschaften/Universität für Bodenkultur Wien, Leiterin des KEF-Projekts LLAMA_PERU.

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