Neue Forschungen zu Wissenschaftsskepsis und -kritik

28. September 2023 DNAustriaWissenschaftskommunikation
Mit Ursachen und Dimensionen negativer Einstellungen gegenüber Wissenschaft und wie man diesen begegnen kann, beschäftigen sich zwei neue Forschungsarbeiten.

Kürzlich wurde die vom BMBWF beauftragte und vom Institut für Höhere Studien (IHS) sowie der dänischen Aarhus Universität durchgeführte Ursachenstudie zu Ambivalenzen und Skepsis in Österreich in Bezug auf Wissenschaft und Demokratie präsentiert. Sie ist Teil des 10-Punkte-Programms zur Stärkung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie in Österreich. Im Fokus standen die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Demokratie, um neben zentralen Erklärungsfaktoren auch konkrete Handlungsfelder aufzuzeigen.

Die Rolle der Wissenschaftskommunikation bei negativen Einstellungen von Wissenschaft war wiederum Gegenstand eines Forschungsüberblicks von Forscherinnen der TU Braunschweig, der im Auftrag der Transfer Unit Wissenschaftskommunikation erarbeitet wurde.

Die beiden Forschungsarbeiten kommen zu ähnlichen Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen: Auch wenn ein Großteil der Bevölkerung grundsätzlich positiv gegenüber Wissenschaft und Demokratie eingestellt ist, stellen negative Einstellungen eine Herausforderung dar, auf die aktiv reagiert werden sollte. Diese betreffen alle Teile der Gesellschaft und stehen in Zusammenhang mit Demokratieskepsis (Starkbaum et al. 2023). Dabei erstrecken sich die Dimensionen über ein breites Spektrum: von (konstruktiver) Wissenschaftskritik, Misstrauen gegenüber Wissenschaft, Wissenschaftsskepsis, wissenschaftsbezogenem Populismus, Wissenschaftsleugnung, Wissenschaftszynismus bis zu Wissenschaftsfeindlichkeit (Peters, Peter & Biermann 2023). Es bedarf also einer differenzierten Diskussion unterschiedlicher Formen, um spezifische Ansatzpunkte zu entwickeln.

Da Wissenschaft im Alltag bei vielen Personen nur wenig präsent ist, herrschen oftmals (zu) abstrakte Vorstellungen, wie diese funktioniert (Starkbaum et al. 2023). Um das Vertrauen zu stärken, sind daher Maßnahmen wie die offene und zielgruppengerechte Kommunikation über wissenschaftliche Prozesse (und nicht nur Ergebnisse), über Unsicherheiten und Widersprüche essenziell (ebd.). Dabei spielt besonders Transparenz in Bezug auf Daten, Arbeitsabläufe und Meinungen (Stichwort Open Science) eine Rolle. Gerade Citizen Science stellt zudem eine gute Möglichkeit dar, um durch die aktive Einbindung von Laien Forschungsprozesse zugänglicher zu machen und die scientific literacy in der Bevölkerung zu stärken (Peters, Peter & Biermann 2023).

Darüber hinaus gilt es, die negativen Effekte zu reduzieren, indem etwa auf wissenschaftsskeptische Äußerungen, Fehl- und Desinformationen aktiv reagiert und diese aufgedeckt und richtiggestellt werden. Zu wichtigen Strategien gehören ebenso das Aufklären über Desinformationstechniken (Inokulation) wie das Aufgreifen gängiger Fehlinterpretationen (Prebunking). Doch spätestens seit der Corona-Pandemie sind negative Reaktionen darauf keine Seltenheit mehr. Entsprechende Einrichtungen sollten Forschende beim Umgang mit persönlichen Anfeindungen zukünftig noch besser unterstützen (Peters, Peter & Biermann 2023).

Neue Räume des Dialogs und der Partizipation sowie das transparente und selbstreflektierte Einbringen im öffentlichen Diskurs tragen dazu bei, die Vertrauensbeziehung zwischen Wissenschaft und Bevölkerung zu stärken (Starkbaum et al. 2023).

 

Quellen und weitere Informationen

 

Weitere Informationen rund um Wissenschaftskommunikation finden Sie in unserem neuen Dossier Wisskomm