"Publish or Perish" ist seit einiger Zeit das Mantra in der Wissenschaft, verbunden mit dem Drang, Open Access zu publizieren. Akademische Karrieren hängen zunehmend von der Liste der Publikationen ab. Ohne Veröffentlichungen in internationalen, von Experten begutachteten Fachzeitschriften wird es immer schwieriger, eine erfolgreiche Universitätskarriere zu starten. Infolgedessen ist das wissenschaftliche Publizieren zu einem profitablen Geschäft geworden. Immer mehr so genannte "Raubverlage" werben aggressiv für ihre Zeitschriften bei potenziellen Autoren. Diese Zeitschriften verlangen oft hohe Publikationsgebühren und bieten irreführende Versprechen für eine schnelle Veröffentlichung. Im Gegensatz zu seriösen Verlagen bieten Raubverlage jedoch nicht die notwendigen Dienstleistungen an, um die Qualität der veröffentlichten Forschungsergebnisse zu gewährleisten. Sie haben oft keine oder nur eine geringe redaktionelle Aufsicht und wenden kein gründliches Peer-Review-Verfahren an. Außerdem verwenden sie häufig gefälschte Redaktionsbeiräte und Gutachternamen, um den Anschein von Legitimität zu erwecken. Infolgedessen ist die in diesen Zeitschriften veröffentlichte Forschung oft nicht glaubwürdig und kann sich negativ auf den akademischen Ruf der Autoren auswirken. Daher ist es zur Bekämpfung von Predatory Publishing unerlässlich, das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen und Strategien zu seiner Verhinderung zu entwickeln.
In seinem Vortrag präsentierte Dr. Leonhard Suchenwirth von der Technischen Universität Wien (TU Wien) einige Beispiele und Einblicke in das Phänomen der "predatory journals" und wie man sie am besten vermeiden kann. Er skizzierte einige Charakteristika von Raubtierzeitschriften und deren Praktiken, die vor allem darauf ausgerichtet sind, aus Massenpublikationen ohne Rücksicht auf die Qualität Profit zu schlagen. In der Regel sind diese Zeitschriften nicht in renommierten wissenschaftlichen Katalogen aufgeführt, doch versuchen sie oft, Impact-Faktoren und andere Qualitätskriterien renommierter Zeitschriften zu fälschen oder zu imitieren, um Autoren anzuziehen. Manchmal kann es schwierig sein, minderwertige Zeitschriften von betrügerischen Zeitschriften zu unterscheiden. Daher stellte Dr. Suchenwirth eine "gleitende Skala" vor, die helfen kann, Risiken für Autoren zu erkennen.
Im Anschluss an die Präsentation stellten die teilnehmenden Wissenschaftler mehrere Fragen, z. B. zu zuverlässigen Datenbanken, zur Relevanz von Impact-Faktoren, zur Begutachtungspraxis hochwertiger Zeitschriften oder zur Qualität bestimmter Fachzeitschriften. Eine weitere Frage bezog sich auf mögliche rechtliche Mittel zur Bekämpfung von Raubdrucken. Nach dem Vortrag trafen sich die Teilnehmer in breakout rooms zu einem informellen Gespräch.
Dr. Leonhard Suchenwirth ist Fachbibliothekar an der Bibliothek der TU Wien. Er hat ein Diplom in Geographie von der Universität Wien und einen Doktortitel von der Technischen Universität Berlin. Zuvor arbeitete er als GIS-Spezialist unter anderem für die GIZ und UNODC.
47 Personen aus 24 Ländern nahmen an der Veranstaltung für aktuelle und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten teil.