Einmal Dornbirn und zurück – ein Rückblick auf die 7. Österreichische Citizen Science Konferenz

7. Juli 2022 Citizen Science
See in den Bergen
Ende Juni besuchten die Mitarbeiterinnen des OeAD-Zentrums für Citizen Science die inatura in Dornbirn, um sich mit der D-A-CH-Community zu Citizen Science auszutauschen.

Von Wien ging es in aller Früh mit dem Zug quer durch Österreich ans andere Ende des Landes. Zielort: Dornbirn, Vorarlberg - Die bevölkerungsreichste Stadt des westlichsten Bundeslandes Österreichs und der diesjährige Tagungsort der Österreichischen Citizen Science Konferenz. Geschätzte 150 Forschende, Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren, Citizen Scientists und weitere Interessierte trafen sich vom 28. bis 29. Juni 2022 tagsüber im Kulturhaus der Stadt, abends für ein gemütliches Beisammensein im Museum inatura. Auf die Teilnehmenden wartete ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops und Schulungen. Der Science Day am 30. Juni 2022 lud die Öffentlichkeit zum Eintauchen in Citizen Science auf den Marktplatz in der inatura. Wie auch in den Vorjahren herrschte auf der Konferenz eine sehr entspannte Atmosphäre, in der sich die Citizen-Science-Community auch in den Kaffeepausen angeregt austauschte.

Momentaufnahmen von Tag 1: Von der Motivationsforschung bis hin zu Citizen Science in Schulen

Der erste Konferenztag startete mit der Keynote „Motivation und Manipulation in Citizen-Science-Projekten“ von Nicola Moczek von PSY:PLAN in Deutschland. Darin erklärte sie, dass Projekte oftmals keine oder nur wenige Informationen über ihre Teilnehmenden sammeln würden. Die Gründe dafür liegen zum einen im Datenschutz und zum anderen darin, dass sie aufgrund fehlender Tools nicht wüssten, wie sie die Daten sammeln sollten. Eine große Herausforderung für die Motivationsforschung! Hinzu käme, dass in Deutschland im Gegensatz zur Freiwilligenarbeit und regelmäßig stattfindender Umfragen, repräsentative Querschnittsstudien im Bereich Citizen Science fehlen würden. Im Laufe ihrer Arbeit zur Motivation von Citizen Scientists kristallisierten sich für Nicola Moczek im Rahmen der untersuchten Projekte einige Wünsche der Citizen Scientists heraus, die bei der Motivation eine große Rolle spielen würden. Die Teilnehmenden wünschen sich u.a. eine schnelle Rückmeldung zu den gemeinsamen Erfolgen und Herausforderungen des Projekts, echte Wertschätzung, persönlichen Austausch mit den Forschenden und vielfältige Angebote zum Mitforschen auf unterschiedlichen Levels.

Noch am selben Tag luden wir vom OeAD-Zentrum für Citizen Science mit zwei anderen Kolleginnen und Kollegen der AG „Citizen Science an/mit Schulen“ zu unserem Workshop „,Citizen Science – Forschen mit Schulen‘ – Die Tipps & Empfehlungen der Broschüre im Reality-Check“. Ziel war es mit den Teilnehmenden die AG-Broschüre „Citizen Science – Forschen mit Schulen. Grundlagen, Empfehlungen und praktische Tipps für gemeinsame Projekte“ zu analysieren, um sie zukünftig zu verbessern. Dabei stellten wir uns folgende Fragen: Wurden wichtige Aspekte übersehen? Wo kann ergänzt werden? In Form eines World Cafés beleuchteten wir die Themen „Mehrwert“, „Verankerung von Citizen Science“ und „Projektmanagement“. Im Laufe des Workshops wurde rege diskutiert und der eine oder andere fehlende Aspekt vorgebracht. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei den Teilnehmenden bedanken! 

Momentaufnahmen von Tag 2: Von Responsible Research and Innovation zu Citizen Science

Am zweiten Tag der Konferenz hielt Erich Griessler vom IHS eine Keynote, in der er von seinen Erfahrungen im EU-Projekt NewHoRRIzon (2017-2021) erzählte und dabei versuchte die Frage bzw. das Konferenzmotto „Citizen Science – Warum eigentlich nicht?“ zu beantworten. Ziel des EU-Projekts war es, Wege zu finden, Responsible Research and Innovation (RRI) in die Forschungs- und Innovationssysteme auf nationaler und internationaler Ebene zu integrieren. Betrachtet man die Aspekte von RRI (Science Education, Equality, Gender etc.) findet man eine große Schnittmenge mit Citizen Science. Das bedeutet, dass die Integration von RRI auch einen großen Einfluss auf Citizen Science hat. Im EU-Projekt wurden u.a. 19 Social Labs mit diversen Stakeholdern organisiert, ein MOOC zu RRI erstellt und das Societal Readiness Thinking Tool veröffentlicht. Während der Laufzeit begegneten dem Projekt-Team zahlreiche Herausforderungen und Fragen, mit denen auch Forschende von Citizen-Science-Projekten konfrontiert sind. Einige betrafen das Thema, wie man die „richtigen“ Teilnehmenden finden und diese motivieren kann: Wie identifiziere ich Stakeholder? Wie bekomme ich Gruppen von Teilnehmenden, die besonders schwierig zu gewinnen sind (z.B. politische Entscheidungsträger/innen, Industrie, Skeptiker/innen)? Wie gehe ich mit dem Verlust von Teilnehmenden um und wie gewinne ich neue? Auch die Findung der richtigen Methoden für die gemeinsame Arbeit war kein leichtes Unterfangen: Welche Workshop-Methoden sind geeignet, um Engagement und Ideen zu schaffen und Maßnahmen umzusetzen? Wie bewältige ich Desinteresse in der Zusammenarbeit? Wie Kritik an Methoden und Konzepten? Wie gehe ich damit um, wenn ich nicht genug Ressourcen habe, um Aktivitäten zu fördern? Am Ende kehrte Erich Griessler zum Motto zurück und schloss den Bogen mit dem aufmunternden Fazit: Im derzeitigen Wissenschaftssystem existieren für Citizen Science zahlreiche Hürden, diese seien aber nicht unüberwindbar. Es braucht jedoch viel Arbeit!

Wir bedanken uns bei der inatura und dem Citizen Science Network Austria für die tolle Organisation der Konferenz. Es waren wieder spannende Tage mit vielen fachlichen Inputs und Möglichkeiten zum Netzwerken. Die nächste Österreichische Citizen Science Konferenz 2023 kann kommen!


Zu den Foto-Impressionen der Konferenz