Waren es am Beginn vorrangig Betreuungsangebote für ausländische Studierende und Gastforschende, die das Portfolio des damaligen „Österreichischen Akademischen Austauschdiensts“ ausmachten, so entwickelte sich spätestens durch den Fall des Eisernen Vorhangs und mit dem Beitritt Österreichs zum Erasmus-Programm im Jahr 1992 ein deutlich weiter gefasster Internationalisierungsbegriff. Neue Stipendien- und Kooperationsprogramme wurden ins Leben gerufen, österreichische Studierende strebten in größerer Zahl ins Ausland und an den Universitäten entstanden Organisationseinheiten, die sich der Koordination dieser Aktivitäten annahmen, sogenannte „Auslandsbüros“.
Vor fast exakt 30 Jahren, im Oktober 1991, organisierte der OeAD mit der „Auslandsbürotagung“ in Salzburg erstmals eine Veranstaltung für diese neuen Büros. Ziel war es damals, den Universitäten Informationen über die Angebote des OeAD verfügbar zu machen und gleichzeitig einen Raum des Austauschs für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser neuen Einheiten zu schaffen.
In den folgenden Jahren wurden die Auslandsbüros (fast überall) in International Offices umbenannt, die Agenden der grenzüberschreitenden Kooperation erfuhren durch die Schaffung von Vizerektoraten eine strategische Aufwertung, und Einzelmaßnahmen an Hochschulen wurden zunehmend an ihrer Qualitätsorientierung und am institutionellen Mehrwert gemessen. Die Hochschultagung etablierte sich dabei zur Drehscheibe für Austausch und Beratung, aber auch für die Diskussion inhaltlicher und strategischer Fragestellungen in Bezug auf die Internationalisierung des österreichischen Hochschulsektors. Somit strukturell und „hands-on“ zugleich.
Nach der Ausweitung von Erasmus in Österreich wurde mit der Erasmus Frühjahrstagung eine weitere jährliche Netzwerkkonferenz ins Leben gerufen, die sich in den folgenden Jahren zum zentralen Diskussionsort von jenen Fragen etablieren sollte, die aus europäischen Zielsetzungen und Entwicklungen in den österreichischen Kontext hineinspielten. Wie kann die akademische Anrechnung von Auslandsaufenthalten gelingen, welchen Platz haben Auslandspraktika im Curriculum, wie kann den Qualitätsgedanken der Hochschulcharta Rechnung getragen werden, welchen Mehrwert hat die Mobilität von Lehrenden oder von administrativem Hochschulpersonal, wie kann in Projekten auf Augenhöhe mit internationalen Partnern gearbeitet werden – um nur einiges zu nennen.
In den 30 Jahren ihres Bestehens waren nicht nur zahlreiche internationale Expertinnen und Experten Gäste unserer Tagungen. Auch die Wissenschafts- und Bildungsagenturen der Nachbarländer und globale Partner wie die Europäische Kommission, die ACA, das OSTA in Washington oder die IAU wirkten aktiv mit. Gleichermaßen waren und sind die Tagungen aber auch Orte der Schulung in Bezug auf Berichtslegungen, Monitoring, den Umgang mit Datenbanken oder die korrekte Verrechnung von Projektgeldern.
Mit den Jahren wurden die beiden Events, die Erasmus Jahrestagung im Frühjahr und die Hochschultagung im Herbst, zu geschätzten und hochfrequentierten Austauschforen für alle mit Internationalisierung befassten Ebenen. Viele Events fanden an Hochschulen außerhalb Wiens statt, in aller Regel Lunch-to-Lunch. So manches Ereignis ist dabei in besonderer Erinnerung geblieben – etwa der musikalische Auftritt von „Federspiel“ noch vor dem großen Durchbruch, ein Abend auf der Festung Kufstein oder natürlich die inspirierenden Beiträge der eingeladenen Vortragenden. Ab 2017 wurden die beiden Tagungen zusammengeführt, um Synergien zwischen unterschiedlichen Programmbereichen optimal nutzen zu können.
Heute versteht der OeAD sich mehr denn je als kollegialer Partner von Hochschuleinrichtungen, aber auch von Entscheidungsträgern im Bildungs- und Wissenschaftsbereich, wenn es um Fragen von Ausrichtung und Maßnahmen der Internationalisierung geht. Die Breite und die Vielfalt der Themen haben sich mit den Jahren und Jahrzenten gewandelt und unsere jährlichen Internationalisierungstagungen spiegeln diese Vielfalt wider. Und so haben wir uns 2021 im Rahmen der 31. Hochschultagung einem Thema verschrieben, das 1991 auf keiner Agenda stand: der „Green Internationalisation“. Was bedeutet die Ambivalenz zwischen internationaler Interaktion und der Verantwortlichkeit für globale Entwicklungen für die Internationalisierungsstrategien der Hochschulen, für international ausgerichtete Programme, und zuletzt für jede/n von uns selbst – nachzulesen unter www.oead.at/hochschultagung2021.
Für die kommenden Jahre hoffen wir auf viele weitere inspirierende und vor allem persönliche Gelegenheiten zum Austausch und zur gemeinsamen Arbeit an der Internationalisierung des österreichischen Hochschulsektors.
Autor: Gerhard Volz