Rückblick: ESF meets Erasmus+

26. November 2021 Sprachen
Ein virtueller Austausch mit Expertinnen und Experten zur Heterogenität der Sprachen.

„Es geht nicht nur um das Verstehen, sondern auch um das Verständnis füreinander“, sagte Nina Ratschiner, Direktorin der Oskar-Spiel-Schule im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die Schulleiterin erzählte bei der diesjährigen Austragung von ESF meets Erasmus+, dass sie noch heute von manchen Video-Dolmetschgesprächen profitiere, weil sie Familiengeschichten durchschaut habe: „Um Kindern in der Schule besser helfen und die Familie bei Lehrer-Elterngesprächen besser beraten zu können, ist es gut, wenn man die Geschichten dahinter kennt.“ Unterstützt hat sie dabei das ESF Projekt „Wir verstehen uns!“. Seit April 2021 bietet das BMBWF in Kooperation mit dem ESF ein kostenloses Video-Dolmetschangebot für alle Kindergärten, Volks- und Mittelschulen in 34 Sprachen an.

Die Heterogenität der Sprache war das zentrale Thema bei der Kooperationsveranstaltung ESF meets Erasmus+, welche am 25. November 2021 online stattfand. Expertinnen und Experten aus Schulprojekten, Sprachprojekten und der Wissenschaft reflektierten die kleinen und großen Hürden im Umgang mit dem sprachlichen und kulturellen Reichtum im Arbeitsalltag.

Universitätsprofessorin İnci Dirim bekräftigte in ihrer Keynote „Heterogenität der Sprachen und der schulische Umgang damit“ die Notwendigkeit der Verzahnung von Sprach- und Fachunterricht sowie der Verzahnung von Erst- und Zweitsprache. In Fallbeispielen belegte İnci Dirim, dass das Code-Switching zwischen Standardsprache und Dialekt eine zusätzliche Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache ist. Die Sensibilisierung der Pädagoginnen und Pädagogen im kompetenten Umgang mit sprachlicher Vielfalt müsse stärker in der Ausbildung berücksichtigt werden.

Birgit Lentz vom Sprachensiegel-GewinnerprojektSprachliche und kulturelle Vielfalt (er)leben: Vom Klassenzimmer in die Außenwelt“ der GTVS 12 Am Schöpfwerk erzählte von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und der Direktion. Ihr Kollege Abelhamid Romdhane, Erstsprachenlehrer für Arabisch und Französisch betonte, dass die Fähigkeit eine Sprache zu sprechen noch lange nicht gleichzusetzen sei mit der Bereitschaft, eine Sprache zu sprechen. Die Werthierarchie von Sprachen sei nach wie vor im Schulalltag sehr präsent. Abelhamid Romdhane hielt auch ein Plädoyer dafür, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, Emotionen in ihrer Muttersprache mitzuteilen.

Über die Wirkmacht der Aneignung neuer Sprachen und Kulturen erzählte die Gymnasiastin Valentina Faßolter. Sie berichtete live aus ihrer Gastschule in Barcelona über ihren Erasmus+ Aufenthalt.

Die Expert/innen sind sich einig: ein bewusster Umgang mit sprachlicher Vielfalt bewirkt bei den Schülerinnen und Schülern nicht nur einen Kompetenzerwerb in den unterschiedlichen zu erlernenden Sprachen, sondern auch und vor allem eine zunehmend positive Entwicklung in den sozialen Kompetenzen und im Selbstbewusstsein.

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