Im Sommer 2020, schon mitten in der Corona-Pandemie und im Lockdown, erreichte uns in Lemberg in der Ukraine die Einladung des Goethe-Institutes, uns gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturforum in Kyiv am Internationalen Tag der Sprachen Ende September 2020 zu beteiligen. Es könne unser Stipendienprogramm präsentiert werden, österreichische Kultur und Kunst gezeigt werden, musikalisches, literarisches Programm wären möglich, doch die Sprache stünde im Vordergrund, allerdings alles online. Einen Tag lang würden verschiedenste internationale Vertretungen in der Ukraine Zeitfenster in einem virtuellen Haus erhalten, welche mit länderspezifischem Programm ausgefüllt werden könne.
Wir Österreicher lieben unsere Lipizzaner und unsere Sängerknaben, auch Mozart und die Berge. Jelinek, Bernhard und Qualtinger standen auch zur Diskussion. Doch sehr bald war uns klar, es ging in dieser präsenzlosen Zeit um Reichweite, Aufmerksamkeit und Einschaltquoten. So hatten meine Kollegen die verrückte Idee, neben einer Stipendienpräsentation, mich beim Kochen oder Backen zu filmen und daraus eine online Kultursendung in österreichischem Deutsch zu produzieren. Und live müsse es sein!
Leider hatte ich mir zu diesem Zeitpunkt als Hobby-Koch schon einen Namen gemacht, die Kochschürze hatte ich schon von meiner Schwiegermutter bekommen und eine Absage wäre einer Blamage und einer Niederlage ungeheuren Ausmaßes gleichgekommen, die es unbedingt zu vermeiden galt. Meine Wahl fiel auf den Kaiserschmarrn. Also begann ich unterschiedlichste Rezepte zu studieren, besorgte Zutaten und bereitete mich und meine Küche film- und lichttechnisch auf den großen Tag vor. Rezepte wurden ins Ukrainische übersetzt, von der Stadt Wien erhielten wir Schirmkappen und Rucksäcke, die wir als Preise versenden konnten, denn auch ein Quiz war geplant. Einige Gläser Zwetschkenröster besorgte ich noch rechtzeitig in Wien, denn sie sollten die Hauptpreise werden.
Schon die Ankündigung der Sendung in den sozialen Medien war ein grandioser Erfolg. Manche wollten es nicht glauben und doch wurde es wahr. Die Sendung in meiner Lemberger Küche schlug alle Rekorde an Einschaltquoten und Reichweite, die wir uns erhofft hatten und von unseren vorherigen Sendungen kannten. Die Beteiligung war enorm, aus allen Landesteilen und Altersgruppen verfolgten Zuseher unsere Sendung. Sie stellten Fragen, sandten Wünsche für kommende Sendungen und beteiligten sich am Quiz. An der Karasin-Universität in Charkiw wurde unsere Sendung sogar Bestandteil des Deutschunterrichts. Noch Tage nach diesem Internationalen Tag der Sprachen erreichten uns Kommentare und Bilder von Zusehern, die uns ihre eigenen Ergebnisse des Kaiserschmarrns zeigen wollten.
Die Chance in der Krise bestand für uns von Beginn an, im Einsatz neuer digitaler Formate und Online-Sendungen, die wir schon erprobt hatten. Auf diese Weise ist es uns trotz schwieriger Rahmenbedingungen nicht nur gelungen, präsent zu bleiben, sondern auch ein neues, junges Publikum in allen Landesteilen der Ukraine anzusprechen und dadurch unsere Reichweite zu erhöhen. Es folgten noch weitere kulinarische Sendungen, wie zum Beispiel die Vanillekipferl im Advent. Und nach und nach Verbesserten wir unsere Fertigkeiten auch videotechnisch. Wir haben in dieser Zeit viel gelernt!
Die Sendung kann noch heute auf unserem YouTube-Kanal abgerufen werden:
Das OeAD-Kooperationsbüro Lemberg (Lviv) ist an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lviv angesiedelt. Der Fokus liegt auf der Unterstützung von Mobilitäten, Vernetzung und Kooperation im Hochschulbereich. So wird unter anderem mit örtlichen Institutionen auf den Gebieten der Wissenschaft, Bildung und Kultur kooperiert.
Autor & Koch: Andreas Wenninger