„Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung.“ Dazu haben sich 160 Staaten bekannt, nicht erst gestern, sondern bereits 1948 im Rahmen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Wo stehen wir heute, so viele Jahr danach und was kann der OeAD leisten, um Bildungsgerechtigkeit zu fördern, um Bildung auch für marginalisierte Gruppen, für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, zugänglicher zu machen?
Hochschulbildung für Geflüchtete
Die OeAD-Initiative OeAD4refugees entstand im Jahr 2016 als Antwort auf die Fluchtbewegungen aus den Kriegsschauplätzen Syrien, Irak und Afghanistan und der daraus resultierenden erhöhten Anzahl an Geflüchteten, die in Österreich Schutz suchten. Doch warum muss Hochschulbildung im Kontext von Flucht und Integration erwähnt werden? Noch im Jahr 2016 kam eine Studie basierend auf einer Umfrage des Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital „Human Capital, Values, and Attitudes of Persons Seeking Refuge in Austria in 2015“ zu dem Schluss, dass eine Mehrheit, der im Jahr 2015 nach Österreich Geflohenen einen Pflichtschulabschluss und 26 Prozent sogar eine Hochschulbildung vorweisen konnten. Zudem steht außer Frage, dass Bildung ein wesentlicher Faktor ist, um an einer Gesellschaft teilhaben zu können, ja, Teilhabe erst ermöglicht und somit essenziell für eine gelungene Integration/Inklusion im Aufnahmeland ist. Gerade deswegen muss Hochschulbildung für Geflüchtete thematisiert und ermöglicht werden.
Der Grundgedanke hinter OeAD4refugees war und ist es daher, Geflüchtete dabei zu unterstützen, Bildungschancen zu erkennen und wahrzunehmen. In diesem Sinne stellt der OeAD eine Informationsplattform zur Verfügung, die Geflüchteten einen Überblick über Bildungsmöglichkeiten in Österreich sowie Informationen zu einem Studium und zur Anerkennung von bereits im Ausland erworbenen Qualifikationen gibt. Zudem berät der OeAD Geflüchtete telefonisch, per E-Mail und – sofern es die derzeitigen COVID-19 Beschränkungen zulassen – auch persönlich und bietet Veranstaltungen/Webinare an, die sich den Bereichen „Studieren in Österreich“ und „Anerkennung von im Ausland erworbenen Studienleistungen“ widmen.
Initiativen in Österreich
Der OeAD ist eine von vielen Institutionen in Österreich, die Geflüchtete im Hochschulbereich zu unterstützen versucht. Unter der Vielzahl an Initiativen, die auf OeAD4refugees angeführt sind, finden sich auch die MORE-Initiative der UNIKO, Projekte von Fachhochschulen sowie viele oftmals kleine, aber trotzdem nicht minder wichtige Initiativen. Die Plattform umfasst daher nicht nur Informationen zum Thema Studieren in Österreich, zu Deutschkursen oder zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Studienabschlüssen, sondern auch Mentoring und Peer-Mentoring-Angebote. Da die Inklusion in den österreichischen Hochschulbereich oftmals eine Herausforderung für Geflüchtete darstellt, sind gerade Mentoring und Peer-Mentoring Angebote außerordentlich wichtig. Eine Vielzahl dieser Initiativen wird von Schüler/innen sowie Studierenden, die selbst geflüchtet sind, getragen, sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Inklusion von Geflüchteten an österreichischen Bildungs- und Ausbildungsstätten.
Unterstützung für geflüchtete Forscher/innen
Geflüchtete Forscher/innen sind oftmals mit dem Verlust und der Entwertung von bestehenden Qualifikationen konfrontiert. Um die Integration geflüchteter Forscher/innen in den europäischen Arbeitsmarkt zu erleichtern, beteiligte sich der OeAD – als Teil von EURAXESS Austria – an zwei EU-finanzierten Projekten: EURAXESS TOP IV und „Bridge for Researchers in Danger Going to Europe II“ - BRiDGE II. Aus der Fülle der Projektergebnisse, entwickelte der OeAD gemeinsam mit den Projektpartner/innen den Guide zur Arbeitsmarktintegration geflüchteter Forscher/innen: Guide on Labour Market Integration of Refugee Researchers (nur in Englisch verfügbar). Des Weiteren unterstützte der OeAD das von der Academic Cooperation Association (ACA; Koordinator), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Finnish National Agency for Education (EDUFI) initiierte EU-Projekt „CARe - Career Advancement for Refugee Researchers in Europe“ und wirkte bei der Entwicklung eines Country Guide for Austria mit.
Ausblick
Der anlässlich des Weltflüchtlingstages im Jahr 2021 erschienene Trend Report von UNHCR zeigt auf, dass mit 79,5 Millionen Geflüchteten zum Ende des Jahres 2019 ein Höchstwert erreicht wurde. Davon sind 48 Millionen Binnenflüchtlinge, also Vertriebene im eigenen Land. Die meisten weltweiten Flüchtlinge, ja fast 86 Prozent oder anders gesagt fast neun von zehn Geflüchteten, werden laut UNHCR von Ländern aufgenommen, die an Krisengebiete und Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen grenzen. Nur ein Bruchteil erreicht Europa. Damit das Recht auf Bildung kein leeres Versprechen bleibt, gilt es, Geflüchteten Bildungschancen zukommen zu lassen, damit sie ihr Leben frei von existenziellen, sozialen und ökonomischen Unsicherheiten gestalten können. Dazu gehören auch vermehrte Unterstützungsangebote im Hochschulbereich und Stipendien, die die Wahrnehmung von Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten erst möglich machen.
Weitere Informationen: studyinaustria.at/de/studium/oead4refugees
Autorin: Martina Laffer