Seit März 2016 leite ich das Kooperationsbüro Shanghai, das im September 2005 gegründet wurde. Es befindet sich in der internationalsten und offensten Stadt Chinas - ein Bildungszentrum mit 64 staatlichen Institutionen der höheren Bildung und Pionier der chinesischen Bildungsreformen der letzten Jahre.
Seit jeher widmen wir uns im OeAD-Kooperationsbüro als zentrale Serviceplattform in China, der Förderung des akademischen Austauschs der beiden Länder.
Es gibt mannigfaltige Aufgaben und Tätigkeitsbereiche. Auf einer viel persönlicheren und menschlichen Ebene ist es vor allem auch Begegnungsplattform und Möglichkeit zum interkulturellen Austausch.
Folgende Geschichten sollen veranschaulichen, was das Herz und die Seele dieser Zusammenarbeit ausmachen: Um zu verdeutlichen, welch weiten Bogen unsere Kooperationen spannen, wollen wir hier zwei besonders schöne Beispiele anführen: Angefangen bei der Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit zwischen Österreich und China bis hin zur Zukunft der beiden Länder.
50 Jahre diplomatische Verbindungen zwischen Österreich und China – 60 Jahre OeAD-Kooperationsbüro Shanghai
Wie manche vielleicht wissen, wurden vor 60 Jahren die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Volksrepublik China aufgenommen und seit damals herrscht ein reger Austausch zwischen den beiden Ländern. Doch unsere gemeinsame Geschichte reicht noch viel weiter zurück. Im Zuge einer vom OeAD-Kooperationsbüro organisierten Konferenz „Jüdisches Österreich – Jüdisches China“ tagten 23 Wissenschaftler aus aller Welt zusammen mit Elisabeth Buxbaum, einer österreichischen Schriftstellerin im ehemaligen jüdischen Ghetto in Hongkou, Shanghai (direkt gegenüber des Jewish Refugee-Museums), wo einst die vor dem Holocaust fliehende jüdische Bevölkerung untergebracht war.
Sich seinem Vorgesetzten, dem chinesischen Botschafter in Berlin widersetzend, stellte Ho Feng Shan in seiner Tätigkeit als chinesischer Konsul in Wien mehrere tausend Visa für jüdische Flüchtlinge nach Shanghai aus. Er rettete so einer Vielzahl von Menschen das Leben. Elisabeth Buxbaum ist die Nachfahrin eines auf diese Weise nach Shanghai emigrierten Mannes, welcher in eben jenem Ghetto in Hongkou wohnte.
Es war ein unglaublich schöner Moment, als wir schließlich das Haus, in dem ihr Stiefvater gelebt hatte, ausfindig machen konnten und Frau Buxbaum mit den ansässigen Menschen über ihren Stiefvater sprechen konnte. Viele erinnerten sich noch an die Geschichten über ihn. Die Schriftstellerin war zu Tränen gerührt, was uns alle tief bewegte.
Diese Begegnung führte uns wiederum vor Augen, wie stark miteinander verwoben die Geschichte unserer beiden Länder und die Schicksale deren Bevölkerung schon damals war und heute noch ist.
Doch nicht nur in der Vergangenheitsarbeit sind unsere Kollaborationsprojekte maßgebend für ein gegenseitiges Verständnis und Annähern. Auch unsere junge Generation findet mithilfe des Kooperationsbüros stets Gelegenheit für einen wertvollen Austausch.
So bekommen wir von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Studiengruppen immer wieder Postkarten, in denen sie sich für den Aufenthalt bedanken, welcher sie sich , wie eine Studentin es ausdrückte, „nicht nur geistig, sondern auch menschlich weiterentwickelt hat“.
Selbst unter den schwierigen Umständen der Pandemie steigt das Interesse an Kooperationen und Austausch stetig an. Viele haben erkannt, dass die Probleme unserer Zeit nicht mehr im nationalen Alleingang gelöst werden können. Die Klimakrise, mögliche Pandemien, die weltweite Armutsbekämpfung, das sind Dinge, die wir nur gemeinsam bewältigen können.
Aufgaben des OeAD.Kooperationsbüros Shanghai
Aufgaben wie Vermittlung von Kooperationen zwischen Österreich und China im akademischen und schulischen Bereich; die Durchführung von Studienprogrammen und Summer Schools für österreichische Studierende in China und chinesische Studierende in Österreich; die Vertretung bei relevanten Bildungsmessen in der Volksrepublik China und nun auch die Organisation und Veranstaltung von eigenen Bildungsmessen, Kongressen und Symposien; die Pflege der Beziehungen und Durchführung gemeinsamer Projekte mit österreichischen und europäischen Vertretungen in China; die Betreuung österreichischer Bildungs- und Wissenschaftsdelegationen als diplomatische Vertretung im Verwaltungsbereich Shanghai; die Beziehungspflege mit chinesischen staatlichen Bildungs- und Wissenschaftsorganisationen und nun auch der Aufbau eines Alumninetzwerks, jener wichtiger Multiplikatoren in China, die in Österreich studiert oder geforscht haben.
Autorin: Alexandra Wagner, Leiterin des OeAD Kooperationsbüros Shanghai, Vizekonsulin für Bildung und Wissenschaft am Generalkonsulat Shanghai