Zusammenfassung:
Ausgehend von drei zentralen Funktionen magischer Handlungsorientierung – Prävention, Heilung, Verhexung – werden unterschiedliche Seelenkonzeptionen und magische „belief systems“ vor dem Hintergrund kultureller Globalisierung analysiert.
Anhand der Magie der Destruktion – der Verhexung – werden unter Verwendung einer empirischen Studie magische Erklärungsmuster in säkularen Gesellschaften jenen in ethnographischen Feldern gegenübergestellt. Auf der Basis von Feldforschungsprotokollen aus Suriname und Grenada (West Indies) werden schließlich afro-karibische Modi magischen Handelns – „Winti“, „Obeah“ -, deren individuell sinnstiftende und normativ gemeinschaftsfördernde Bedeutung, die auch in der Androhung von Sanktionen besteht, analysiert. Gleich ob in säkularen oder nativen kulturellen Rahmenbedingungen, magische Erklärungen für Verhexung, Verwundung und Heilung folgen dem menschlichen Bedürfnis nach Wahrung oder Wiederherstellung von Konsistenz: Leid, Unglück und Zufall werden darin sinnhaft interpretiert und mit dem Handeln von Menschen und metaphysischen Wesen – die starke MagierInnen rituell kontrollieren können – ursächlich und kausal verknüpft.
Obrecht, A. (2013): Verhexung, Verwundung, Heilung und Sinn. Ein Beitrag zu magischen Wissenskonzepten in einer globalisierten Welt aus kulturanthropologischer und wissenssoziologischer Perspektive. In: Grömer, K. (Schriftleitung): Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, CXLIII. Band, herausgegeben von der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Generalthema "Verwundung und Heilung", Horn - Wien: Verlag Ferdinand Berger & Söhne, 2013, ISSN 0373-5656, Seiten 261-284.