Fabian Kabas ist im Master-Studiengang „Biomedical Engineering” an der TU Graz. Lissabon kannte er bereits von einer Interrail-Reise. Damals war es nur ein kurzer Zwischenstopp gewesen mit einigen Tagen für Surfstunden am Meer. Die Vorstellung für längere Zeit in dieser Stadt zu leben, hat Fabian begeistert. Mit Erasmus+ kann Fabian nun ein Studienjahr an der Tecnico Lisboa, Partneruniversität der TU Graz, in Lissabon verbringen. Von Graz ging es am 23. Juli los Richtung Italien, dann durch Frankreich, an Spaniens Nordküste entlang über Santiago de Compostela weiter bis nach Portugal. Am 21. August erreichte er schließlich seine neue Heimat Lissabon.
Die Idee mit dem Fahrrad zu seinem Erasmus+ Jahr in Portugal aufzubrechen, kam durch Gespräche mit seiner Freundin und bereits vorangegangener Reiseerfahrungen: „Ich bin im Jahr 2018 mit Freunden nach Griechenland geradelt und das war so eindrucksvoll, dass ich unbedingt nochmal eine Radreise machen wollte“, so Fabian. Den entscheidenden Ausschlag gab am Ende das Erasmus+ Bewerbungsformular: „Nebst Flugzeug, Bahn, Bus und PKW wurde tatsächlich auch das Fahrrad als eine Option für die lange Anreise angeführt“, erzählt er lachend. Somit stand die Entscheidung fest und nach Zusage für den Studienaufenthalt konnten die Vorbereitungen starten.
Unterwegs mit Gravel-Bike und Pilger-Status
Mit seinem Gravel-Bike – quasi ein stabiles geländegängiges Rennrad – sowie einem Streckenplan von Komoot, machte sich Fabian gemeinsam mit Freund Sebastiano am 23. Juli auf den Weg Richtung Süd-Westen. Knapp einen Monat würden die beiden unterwegs sein. Auf dem Fahrrad festgezurrt, nur das Notwendigste, was für die Reise benötigt wird: Zelt, Schlafsack, Wechselgewand, Campingküche und Reparatur-Kit. „Alles andere, was ich für mein Auslandsjahr benötige, habe ich in zwei große Schachteln gepackt und von meiner lieben Mama nach Portugal schicken lassen“, berichtet Fabian.
Wer sein Fahrrad liebt, …
„In Italien war es unglaublich heiß“, erinnert sich Fabian. Besonderer Höhepunkt war dann die Passüberquerung nach Frankreich verbunden mit einer angenehmen Abkühlung in der bergigen Landschaft. Zwischen 40 und 200km am Tag legten die Freunde zurück. Nicht immer waren die Wege asphaltiert und bei dieser Distanz kam es auch zu Materialermüdung. Die beiden mussten am Weg immer wieder größere und kleinere Reparaturen an ihren Rädern vornehmen. „In Toulouse waren meine Fahrradreifen einfach nicht mehr zu flicken und ich musste sie durch Neue ersetzen. In Santiago de Compostela besuchte Sebastiano die lang ersehnte Pilgermesse und ich machte mich notgedrungen samstagvormittags auf die Suche nach einer Reparaturmöglichkeit für mein Fahrrad“, erzählt Fabian. Leider erfolglos, die letzten 650km nach Lissabon mussten somit nach dem Bruch des Schaltauges ohne Gangschaltung zurückgelegt werden. Die wohlverdiente Pilgerurkunde haben sich am Ende aber beide abgeholt. 2717km steht auf der Urkunde, von Graz bis nach Santiago. „Durch unseren Pilgerstatus konnten wir auf dem Weg auch immer wieder günstig in Pilger-Unterkünften übernachten und uns mit anderen Reisenden austauschen“, berichtet Fabian.
Knapp einen Monat nach Aufbruch erreichten die beiden schließlich am 21. August ihr Ziel. „Mit Ausnahme zweier Bootsüberquerungen haben wir die gesamte Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt“, so Fabian. Nun genießt er seine letzten Ferientage in Lissabon, bevor es im September mit der Uni losgeht. Ein paar Surfstunden stehen jedenfalls auch auf dem Stundenplan. Ob er die Rückreise dann auch mit dem Fahrrad antreten wird, das weiß er noch nicht. Zuerst heißt es jetzt mal Eintauchen in das Uni-Leben in Lissabon.