MultilinguA.I.
Künstliche Intelligenz im schulischen Fremdsprachenunterricht
Large Language Models (LLMs), auch große Sprachmodelle genannt, sind fortschrittliche künstliche Intelligenzsysteme, die darauf spezialisiert sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu generieren. LLMs, wie z.B. ChatGPT, weisen für das Lernen und Verwenden von Sprachen ein großes Potential auf. Sie gelten als sogenannte disruptive Technologie, sprich, als eine Innovation, die bestehende Technologien und Strukturen radikal verändert, indem sie neue Lösungen schafft. So können LLMs beispielsweise für den Sprachunterricht in Sekundenschnelle Inhalte auf spezifische Lernbedürfnisse zuschneiden, detaillierte Grammatikerklärungen geben, Texte korrigieren oder auch als fremdsprachliche/r Konversationspartner/in dienen.
Neben positiven Zukunftsszenarien und der Wahrnehmung des großen Potenzials von LLMs, löst die Thematik im Bildungsbereich aber auch große Unsicherheit aus: Welche Aufgaben im Sprachunterricht sind vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Verwendung von LLMs, wie z.B. ChatGPT, sinnvoll? Wie verlässlich sind Antworten, die uns ChatGPT gibt? Welche Kompetenzen brauchen Schülerinnen und Schüler in der Zukunft, um mit LLMs umzugehen?
Hier setzt das Projekt „MultilinguA.I.“ an: es untersucht, wie man große Sprachmodelle im Fremdsprachenunterricht, am Beispiel von Französisch und Chinesisch als Zielsprachen, nutzen kann. Neben den Chancen werden dabei auch die Risiken des Einsatzes von LLMs im Unterricht erforscht. Die zwei beteiligten berufsbildenden Partnerschulen (HAK) in Wien und Niederösterreich wurden aufgrund ihrer Forschungsaffinität ausgewählt.
Zu Projektbeginn stehen die vorhandenen Erfahrungen und Zukunftsvisionen der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die Verwendung von künstlicher Intelligenz und LLMs als Lernhilfe im Zentrum, die im Rahmen von Gruppendiskussionen thematisiert werden. In der Hauptphase des Projekts werden die Schülerinnen und Schüler als Citizen Scientists die Nutzung von ChatGPT für den Spracherwerb, wie z.B. in der Funktion als fremdsprachliche/r Konversationspartner/in, testen. Dafür werden in enger Abstimmung mit den Lehrpersonen und unter Berücksichtigung der Interessen der Schüler/innen Lernaufgaben entwickelt, die eine fremdsprachliche Interaktion mit einem LLM-basierten Programm wie ChatGPT erfordert. Neben der sprachlichen Analyse der Interaktionen, soll in der Begleitforschung auch das emotionale Erleben der Gesprächs- beziehungsweise Lernsituation im Fokus stehen.
Ziele des Citizen-Science-Projekts sind:
- die Erweiterung der digitalen Kompetenz,
- die Förderung von Lernendenautonomie, d.h., dass Lernende in der Lage sind, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu lernen,
- die Öffnung von Wissenschaft, um Schülerinnen und Schülern einen Einblick in wissenschaftliche Arbeitsweisen zu geben.
Als nachhaltiger Projektoutput wird in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und Lehrkräften der Partnerschulen eine didaktisch fundierte Sammlung von Lehr- und Lernaufgaben entstehen, die die bewusste Verwendung von LLMS vorsieht. Diese Sammlung wird in Form einer digitalen Handreichung über die Projektwebsite veröffentlicht und frei zugänglich sein.