Die 12. Ausgabe der Gesprächsreihe ESF+ meets Erasmus+, die heuer erstmals in Zusammenarbeit mit den Erasmus+ Programmbereichen Schule, Jugend, Sport und dem Europäischen Solidaritätskorps (ESK) durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen an der Schnittstelle von Schule, Jugendarbeit und Sport.
In ihren Eröffnungsimpulsen skizzierten Ursula Panuschka, Bereichsleiterin von Erasmus+ Schulbildung und Gerhard Moßhammer, Bereichsleiter für Jugend, Sport und ESK die Erasmus+ Programmleitlinien und Schwerpunktsetzungen des europäischen Bildungsprogramms, das im Jahr 2024 auf Well-being fokussiert. Die Bereichsleitungen sind sich einig, dass der europäische Austausch von Erfahrung und Expertise eine besondere Bereicherung für Lehrkräfte, Jugendarbeiter und Coaches sowie junge Menschen darstelle. Dies zeige sich nicht nur in persönlichen Gesprächen, sondern auch in den steigenden Antragszahlen und Erasmus+ Mobilitäten, die mit finanzieller Unterstützung von Erasmus+ in Österreich umgesetzt werden.
Wolfgang Slawik, Ressortkoordination ESF am BMBWF, betonte die Wichtigkeit, gleiche Chancen für alle am Arbeitsmarkt zu schaffen und wies darauf hin, dass die ESF-Programme genau an der Schnittstelle von formaler Bildung und Beschäftigung ansetzten und so zu einmaligen Synergieeffekten führten.
Felix Meier von Rouden, Vertreter von bOJA, betont, dass zur Förderung der psychischen Resilienz von Jugendlichen vor allem eines wichtig sei: den Jugendlichen das Gefühl zu geben, dass sie wertvoll sind – zum Beispiel durch die Botschaft: 'Du bist okay!' „Wir hören auf die Wünsche und versuchen daraus, die Bedarfe abzuleiten,“ erklärt Felix Meier von Rouden als das erklärte Ziel der offenen Jugendarbeit. Und er weist darauf hin, dass die offene Jugendarbeit in Österreich bereits seit 10 Jahren die psychische Gesundheit von Jugendlichen im Fokus habe. Selbstverständlich sei es sehr schwierig, den Erfolg sozialer Arbeit zu messen: „Erfolg in der sozialen Arbeit ist ein Gefühl. Nicht messbar, aber spürbar.“ Das Alleinstellungsmerkmal außerschulischer Jugendarbeit gegenüber Schulen oder Sportvereinen erkennt Felix Meier von Rouden in der Themenfreiheit.
Jacqueline Zauner und Katharina Jerabek vom BG/BRG Pichelmayergasse betonten, dass in Ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen die Beziehungsarbeit den Mammutanteil ihrer Arbeit an der Schule ausmache und sind sich einig: „Gerade im Rahmen der Erasmus+ Mobilitäten ist sehr viel Beziehungsarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften notwendig.“ In ihrem Erasmus+ Projekt „Changing Perspectives“ sei das Gemeinschaftsgefühl, das besonders für die mentale Gesundheit wichtig sei, tatsächlich ungemein gestärkt worden. Frau Zauner weist zudem darauf hin, dass gerade der Kunstunterricht ein gutes Instrument dafür sei, die Stärken der Schüler/innen kennenzulernen und zu betonen.
„Wir nutzen Sport als Chance, um tiefe Hebel zu bewegen“, betont Matthias Lichem, Präsident der Baseball-Schule Wien. Er ist Coach mit Leidenschaft und hat zur Absicht, mehr Sportplätze in Wien und mehr Kinder und Jugendliche generell in Sportvereine zu bringen. Er sieht gerade mit seinem Sportverein die Chance, Kindern und Jugendlichen bestimmte Haltungen wie Respekt und damit einhergehend eine Steigerung der sozialen Kompetenz zu erlenen. Und beim Sport könnten sich die Kinder und Jugendlichen ausprobieren: „Je besser man etwas durch Ausprobieren erfahren kann, umso glücklicher wird man“, ist Matthias Lichem überzeugt. Außerdem sei ein Sense of Achievement über den Sport leicht vermittelbar.
Dass es mit Erasmus+ und dem Europäischen Sozialfonds auch geeignete Programme für Fortbildungen und die institutionelle Entwicklung auch im Bereich der psychischen Gesundheit im formalen und nicht-formalen Bildungsbereich gibt, ist für alle Beteiligten der klare Benefit in der Bildungszusammenarbeit. Denn, so sind sich die Expert/innen einig, nur durch engere Kooperationen zwischen Schule, Jugendarbeit und Sport könne es noch besser als bisher gelingen, Kindern und Jugendlichen ein starkes Netzwerk für ihre psychische Gesundheit und Resilienz zu bieten.