Traumhaft weiße Strände, dichte Dschungel, türkisblaues Meer und idyllische Fischerdörfer – das ist die Karibikinsel wie sie sich den Tourist/innen präsentiert. Die Einheimischen freilich, zu über 90 % westafrikanischen Ursprungs, leben zwischen Armut und beträchtlichem Reichtum, da die Insel als Steuerparadies Finanzjongleuren aus aller Welt dient. Die einfachen Menschen ernähren sich vom Fischfang, von subsistenter Landwirtschaft und vor allem auch von dem Anbau von Gewürzen – allen voran der Muskatnuss.
In sieben Destillerien werden mehr als zwanzig verschiedene Sorten Zuckerrohrrum für die rund 100.000 Einwohner gebrannt, Musik – Ragga, Soca, Reggae, Calypso und Maas – sowie der körperbetonte Tanz sind allgegenwärtig und in der Karnevalszeit ziehen die Leute in fantastischen selbstgemachten Kostümen über die ganze Insel. Nicht nur der Karneval wurzelt in der afrikanischen Tradition, auch Liebeszauber und Hexerei sind neben anderen Formen der Alltagsmagie selbstverständlicher Teil der Kultur so wie auch die Rastafari-Bewegung, die sich als religiöse Orthodoxie auf Teile des Alten Testaments beruft, den Gott Jah verehrt und in Afrika das "gelobte Land" sieht. Die Sendung führt sowohl zu einem Heilungsritual der berühmt berüchtigten Voodoo-Priesterin Mother Annie als auch zu einer in den Bergen gelegenen Rasta-Siedlung.
Andreas Obrecht war das erste Mal 1987 in Grenada, zwischen den Jahren 2000 und 2002 hat er auf der Insel gelebt und sie seither immer wieder besucht – zuletzt 2015. Für die Welt im Ohr Sommerlesung sind alte und neue Aufnahmen neu editiert und zusammengestellt worden – eine akustische Reise zu einer faszinierenden Insel und zu den bunten Facetten afro-karibischer Kultur.
Alle Kommentare und Beschreibungen der Sendung sind folgendem Buch entnommen: Andreas Obrecht (2006): Geschichten aus anderen Welten. Eine Reise nach Neuguinea, Inselmelanesien, Ostafrika, Nepal und in die Karibik. Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar
Gestaltung: Andreas Obrecht (Verantwortlich für den Sendungsinhalt)