Workshops zur Digitalen Erinnerungslandschaft Österreich | Steiermark
Workshops zur Digitalen Erinnerungslandschaft Österreich | Steiermark
Der OeAD unterstützt mit seiner Initiative Kultur:Bildung partizipative Projekte mit Künstlerinnen und Künstlern. In Zusammenarbeit mit der Online-Plattform DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft Österreich. Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus) werden mehrheitlich kostenfreie Workshops für Schüler/innen ab der 6. Schulstufe zu Vermittlung und Geschichte in der Steiermark angeboten.
Konkrete Erinnerungsorte, Personen oder Personengruppen als Verfolgte und Opfer des Nationalsozialismus und erinnerungskulturelle Fragestellungen sind Ausgangspunkte für eine künstlerisch-kreative Bearbeitung.
Es sind vier verschiedene Workshops buchbar:
Künstlerinnen aus den Sparten Digitale Medienkunst, Fotografie, Poetry Slam (Literatur) und Theater bieten dabei unterschiedliche Möglichkeiten der Interaktion mit der Online-Plattform DERLA an: das Erstellen einer multimedialen Tour zu Erinnerungszeichen, fotografische und literarische Auseinandersetzungen mit Orten in Vergangenheit und Gegenwart, Poetry-Slam zum Thema Ausgrenzung oder eine Spurensuche, die mit theaterpädagogischer Bearbeitung in einen Podcast mündet.
DERLA
DERLA ist ein interdisziplinäres Dokumentations- und Vermittlungsprojekt des Centrums für Jüdische Studien (CJS), des Zentrums für Informationsmodellierung (ZIM), des Arbeitsbereichs Geschichtsdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz und von _erinnern.at_ – dem vom OeAD durchgeführten Programm zu Lehren und Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust. Neben der Dokumentation aller Erinnerungsorte und -zeichen für die Opfer sowie die Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Österreich setzt es sich die Entwicklung digitaler Vermittlungsangebote zum Ziel.
www.erinnerungslandschaft.at
Projektbüro Kultur:Bildung
kulturvermittlung@oead.at
+43 1 53408-531
Digitale Medien: Erinnern im Wandel der Zeit
mit Priska Rothammer
Altersgruppe: ab 13 Jahren
Maximale Schüler/innenanzahl pro Workshop: keine Einschränkung
Dauer: 12 Unterrichtseinheiten
Die Schüler/innen recherchieren zu Erinnerungszeichen an Orten, die für sie bedeutsam sind, und entwickeln dazu mit Hilfe der Anwendung „Actionbound“ eine multimediale Tour. Nach der gemeinsamen Erprobung des Bounds reflektieren sie über die Verbindung von „Erinnern“ und digitalem Spiel.
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Weitere Infos
Der Workshop beginnt mit einem gemeinsamen diskursiven Einstieg zum Thema Erinnerung. Gleich zu Beginn werden die Schüler/innen aktiv und beschäftigen sich mit der Frage, was erinnern eigentlich bedeutet. Mit Hilfe der Karte der Erinnerungen auf der Website DERLA begeben sie sich auf die Suche nach Erinnerungszeichen. Ausgangspunkt ist das Lebensumfeld der Schüler/innen. Dabei kann der Ort, an dem man aufgewachsen ist, der Garten der Oma, das Urlaubsziel, die Raststation bei der Durchreise und dergleichen den Anknüpfungspunkt bilden. Die Schüler/innen recherchieren, mit Hilfe der Website, intensiv zu ihrem ausgewählten Erinnerungszeichen. Die Ergebnisse der Recherche werden live in einem gemeinsamen Dokument festgehalten, das im Plenum gesichtet und besprochen wird. Es kann bei der Auswahl der Zeichen auch auf ein bestimmtes Themengebiet hingearbeitet werden (z.B.: Explizite Erwähnung von Frauen; Explizite Erwähnung von Jugendlichen; Art des Erinnerungszeichens; Zeitliche Einschränkung; Bestimmte Personengruppe; Erinnerung im Zeichen des Widerstands; bestimmter Ort).
Nun setzen sich die Schüler/innen mit ihren recherchierten Ergebnissen und mit Hilfe der Anwendung „Actionbound“ weiter mit ihrem ausgewählten Erinnerungszeichen auseinander. Dabei erzeugen sie verschieden „Aufgaben“, um ihr gesammeltes Wissen mit anderen teilen zu können. Die Schüler/innen werden dazu angeregt, mit möglichst vielen verschiedenen Medien zu arbeiten: Video, Sound, Fotos, Graphen, Zeichnung, … Die einzelnen Aufgaben werden dann zu einem großen gemeinsamen Bound der Gruppe zusammengefügt, welcher dann von den Schüler/innen auch ausprobiert wird.
Den Abschluss bildet eine gemeinsame Reflexion über die Umsetzung des Bounds. Dabei wird die Verwendung des Mediums Bound selbst besprochen und hinterfragt. Was bedeutet es, die zusammengetragenen Erinnerungen und Informationen nun über eine Art „Spiel“ am Smartphone zu konsumieren? Warum wird dieses Tool überhaupt verwendet?
Priska Rothammer
Grafikdesignerin in der HTL Ortwein in Graz und ein Lehramtstudium für Chemie, Textiles Werken und Bildnerische Erziehung (Akademie der bildenden Künste) in Wien absolviert. Neben ihrer Lehrtätigkeit an Schulen in den Fächern Bildnerische Erziehung, Textiles Werken, Chemie und Digitale Grundbildung stehen in ihrer aktuellen künstlerischen Praxis diverse digitale Medien im Mittelpunkt. Sound, Video, Social Media und im speziellen der Einsatz von künstlicher Intelligenz sind zentrale Themen und Arbeitsfelder für sie.
Theater-Podcast: (M)eine Spurensuche
mit Anna Spitzbart
Altersgruppe: ab 14 Jahren
Maximale Schüler/innenanzahl pro Workshop: 25
Dauer: 10–12 Unterrichtseinheiten
Die Schüler/innen beschäftigen sich mittels theaterpädagogischer Übungen mit selbst recherchierten Informationen zur politischen Situation für Jugendliche in der Steiermark im Jahr 1938. Sie produzieren Texte und Tonaufnahmen und entwickeln aus den Materialien eine 15minütige Podcast-Episode.
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Weitere Infos:
Im Workshop finden die Schüler/innen heraus, was damals, 1938, nach dem Anschluss ans Deutsche Reich in der Steiermark passiert ist, und machen sich selbst ein Bild, wie sich das Leben verändert hat, wie es sich angefühlt haben könnte, wie sich die politische Situation zugespitzt hat und welche Einschränkungen und Ausgrenzungen es gab. Und wie viel dieses Damals mit unserem Heute zu tun hat.
… aber, wie kann man sich an etwas erinnern, das man selbst nicht erlebt hat? Und warum ist es überhaupt so wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Teilnehmer/innen an zwei bis drei Vormittagen, recherchieren und erarbeiten, u.a. mittels der Website DERLA, mögliche Inhalte für ein kurzes Audioformat. Durch den Einsatz von theaterpädagogischen Übungen entwickeln die Schüler/innen aktiv ein künstlerisches Konzept für die anschließende Umsetzung eines Theater-Podcasts.
Anna Spitzbart
ist Theaterpädagogin, inszeniert, experimentiert und lässt ihrer Neugierde gerne freien Lauf. Sie hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Theaterpädagogik studiert, Ausbildungen zur Yogalehrerin und für Contemporary Dance absolviert. Zusammenarbeiten mit u.a. Dschungel Wien, SZENE BUNTE WÄHNE, SCHÄXPIR, Bregenzer Frühling, Musisches Zentrum Wien, Schrammel Klang Festival, Kompanie Freispiel, backlab collective, makemake, Leitung JUNGE LUISENBURG (Wunsiedel, Bayern), Graz Kulturjahr 2020. Seit 2017 ist sie in der theaterpädagogischen Abteilung NEXTRA im Next Liberty (Kinder- und Jugendtheater) tätig.
Fotografie: Wege in die Vergangenheit
mit Petra Stranger
Altersgruppe: 12–15 Jahre
Maximale Schüler/innenanzahl pro Workshop: keine Einschränkung
Dauer: 10 Unterrichtseinheiten
Die Schüler/innen nutzen räumliche Erfahrungen zur Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Orten und informieren sich anhand von Archivmaterial und Jugendbüchern über den Nationalsozialismus und den Widerstand. Sie gestalten ein fotografisches Zeit-Dokument in Form einer Installation.
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Weitere Infos:
In diesem Workshop begehen Jugendliche mit der Dokumentarfotografin Petra Stranger visuelle und geschriebene Wege in die Vergangenheit. Durch unterschiedliche Medien begeben sich die Teilnehmer/innen auf die Suche nach Archivmaterial über den Nationalsozialismus, seine Opfer und im speziellen den Widerstand im Ausseerland. Gearbeitet wird dabei sowohl mit der Website DERLA als auch mit altersgerechten Büchern, Texten und Bildern.
Ein wichtiger Punkt in diesem Workshop sind philosophische Fragen, Gespräche und Diskussionen, die zur Selbstreflexion anregen. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei das Wort “Ort”. Laut duden.de ist dies eine Bedeutung des Wortes “Ort”: lokalisierbarer, oft auch im Hinblick auf seine Beschaffenheit bestimmbarer Platz [an dem sich jemand, etwas befindet, an dem etwas geschehen ist oder soll]
Während des Zweiten Weltkrieges spielten die Frage und das Gefühl der Sicherheit und der Suche eines sicheren Ortes eine große Rolle. In der Obersteiermark waren es vor allem Widerstandskämpfer/innen, die vor den Nationalsozialisten flüchteten und sich in den Bergen versteckten. Sie wurden oft heimlich von Frauen aus den umliegenden Dörfern unterstützt. Der Workshop "Wege in die Vergangenheit" regt zum Nachdenken über die eigene Sicherheit an. Wo würde ich heute Sicherheit finden? Was bedeutet ein sicherer Ort für mich? Wo befindet sich dieser Ort? Was würde passieren, wenn ich diesen Ort verliere? Wer würde mir helfen und wem kann ich vertrauen?
Die Jugendlichen arbeiten an all diesen Fragen und werden von Petra Stranger in diesem Prozess begleitet. Ziel ist es, mit dem gefundenen Archivmaterial und den verarbeiteten persönlichen Fragen ein fotografisches Zeit-Dokument zu erschaffen und auf diese Weise die begangenen Wege der Vergangenheit visuell darzustellen.
Petra Stranger
studierte in den Niederlanden (Bachelor of Design ‘Fotografie’ an Kunsthochschule Utrecht und Königliche Akademie für Bildende Kunst Den Haag). Danach machte sie mehrere Radreisen, die sie fotografisch dokumentierte. Sie hielt mit ihrem Mann einige Vorträge über diese Reisen, die Berichte in der Tiroler Tageszeitung und diversen österreichischen Zeitschriften zur Folge hatten. Zwischen 2014 und 2016 war sie in Osttirol künstlerisch aktiv. Sie wurde vom Freiwilligen Zentrum Osttirol beauftragt, eine Serie über Freiwilligenarbeit zu entwickeln, welche 2016 in der Galerie Kunstwerkstatt Lienz ausgestellt wurde. Gleichzeitig entwickelte sie die Serie 9931 und plante, organisierte und kuratierte gemeinsam mit Kunsthistorikerin und Kunstvermittlerin Monika Reindl-Sint die Ausstellung „Slow-Motion – das Villgratental belichtet“. Jetzt arbeitet Petra Stranger als Dokumentarfotografin und Kunst- und Kulturvermittlerin im Ennstal.
Literatur: Was hat das mit mir zu tun? Geschichtsvermittlung über das Verfassen von Poetry Slam Texten
mit Christine Teichmann
Altersgruppe: ab 13 Jahren
Maximale Schüler/innenanzahl pro Workshop: ideal: 12
Dauer: 12 Unterrichtseinheiten
Die Schüler/innen befassen sich mit dem Thema "Ausgrenzung" und deren Folgen zur Zeit des Nationalsozialismus und heute. Ausgehend von einzelnen Biografien erarbeiten sie Poetry Slam-Texte und präsentieren diese vor Publikum.
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Weitere Infos:
Ziel des Workshops ist, Jugendlichen den Zugang zu den Ereignissen des Nationalsozialismus, insbesondere der Verfolgung und Ermordung von Personengruppen aus ideologischen Gründen, über den eigenen künstlerischen Zugang zu erschließen.
In der Auseinandersetzung mit Ausgrenzungen, die wir selbst erlebt haben oder an denen wir beteiligt sind/waren, sowie mit dem Erforschen der eigenen Familiengeschichten begeben wir uns auf die Suche nach Anknüpfungspunkten. Wie entsteht Ausgrenzung, wie findet Eskalation statt, wo bin ich selbst oder ist meine Familie/mein Umfeld davon betroffen? Wie geht eine Gesellschaft den Weg von kleinen Diskriminierungen zu Mord und Verfolgung?
Wir befassen uns mit der Geschichte des Nationalsozialismus über einzelne Biografien, wie sie auf der Website DERLA zu finden sind. Die Suche beginnt nahe am Wohnort bzw. an anderen Orten, zu denen ein persönlicher Bezug besteht. Sobald eine Biografie ausgewählt ist, geht es an die Textarbeit über Improvisationen und Schreibübungen. In die gemeinsame Arbeit eingeflochten sind Informationen, Tipps und Tricks zum Verfassen von Poetry Slam-Texten. Wo es sich anbietet, werden auch gemeinsamen Texte (Teams zu 2 bis 3 Jugendlichen) produziert. Über angeleitetes und vorsichtiges Feedback tasten sich die Teilnehmenden schließlich an die performative Umsetzung heran, Zusammenarbeit und gegenseitige Inspiration werden gefördert. Eine (halb-)öffentliche Aufführung des Erarbeiteten ist zum Schluss des Workshops angedacht, sofern das den Wünschen und Möglichkeiten der Teilnehmenden entspricht.
Christine Teichmann
ist Poetry Slammerin, Kabarettistin und Schauspielerin, Autorin von vier veröffentlichten Romanen und drei abendfüllenden wie auch mehreren kürzeren Bühnenstücken sowie von zwei Solo-Kleinkunstabenden. Sie hat zahlreiche Workshops zu Poetry Slam und Kabarett geleitet, mit den Schwerpunkten intergeneratives Kunstschaffen, Arbeit mit Frauen und mit Jugendlichen aus der Klimabewegung. Als Initiatorin des "Pimp Up Her/History"-Poetry Slams hat sie Workshops an Schulen und der KF Uni Graz speziell zur Erarbeitung von Texten mit (zeit-)historischem Bezug gehalten.