Die Strategische Partnerschaft „Beyond Neet(d)s" als Plattform für die Integration von NEETs

21. March 2023
Eine gruppe von Projektpartnern nimmt hybrid an einem Treffen teil
Das Projekt „Beyond Neet(d)s" wurde als Strategische Partnerschaft in Erasmus+ Berufsbildung ab 2020 durchgeführt und kürzlich abgeschlossen. Das Projektkonsortium hatte sich zum Ziel gesetzt, stark benachteiligte Jugendliche in ihrer Selbstkompetenz und Motivation zu stärken, um die individuellen Grundlagen und Schritte für den Eintritt in den Arbeitsmarkt oder einen Berufsausbildungsweg zu definieren und umzusetzen.

Die Projektpartnerschaft bestehend aus sieben unterschiedlichen Einrichtungen in sechs Ländern hat im Laufe des Projekts vier „Intellectual Outputs“ erarbeitet.

Im ersten Schritt wurde ein transnationaler Forschungsbericht erstellt, welcher die Charakteristika und die Bedürfnisse der Zielgruppe anhand einer empirischen Umfrage mit betroffenen Jugendlichen und Fachkräften aus dem Bereich Berufsbildung darstellt. Dieser Bericht enthält neben Schlussfolgerungen und Empfehlungen auch länderspezifische fact sheets mit Daten und Informationen rund um das Thema NEETs.

Nachfolgend erarbeitete die Projektpartnerschaft anhand der gewonnenen Ergebnisse ein Integriertes Beratungsmodell, welches einen ganzheitlichen Beratungsansatz verfolgt und den Themenbogen von ‚Trauma orientierter Perspektive‘ bis zum ‚Aufbau eines Mentorennetzwerks‘ spannt. Anhand dieses Beratungsmodells wurden fünfzehn Fortschrittsfaktoren (im Antrag war ursprünglich von Erfolgsfaktoren die Rede, aufgrund des unter Umständen negativ aufgefassten wordings für die primäre Zielgruppe entschied man sich zur Umbenennung) definiert, welche für den nachfolgenden „Intellectual Output“ wichtig waren.

Die persönliche Integrationskarte stellt ein weiteres Kernstück des Projekts dar. Als Online-Beratungstool konzipiert ist sie eine Austauschplattform zwischen Mentorinnen und Mentoren und ihren Mentees und erlaubt im gemeinsamen, individuellen Beratungssetting das Setzen von Meilensteinen und zuordenbaren Zwischenzielen, um zum Beispiel als übergeordnetes Ziel in eine Lehrausbildung einzutreten. Der Zugang für die Mentees ist niederschwellig angelegt, auch gibt es die Möglichkeit, dass Mentorinnen und Mentoren Abzeichen (badges) nach erfüllten Meilensteinen zur Motivation verteilen.

Das Synergien-Magazin stellt den letzten Projektteil dar; die Bandbreite erstreckt sich von Gastbeiträgen über Best Practice Beispiele, wobei der Fokus allgemein auf NEETs, dem Arbeitsmarkt und dem Erlangen von Fertigkeiten beziehungsweise deren Validierung liegt.

Gesamt gesehen hatten alle intellektuellen Outputs die Integration einer durchaus schwer zugänglichen Zielgruppe, der NEETs, in den Arbeitsmarkt beziehungsweise in Ausbildungen als Ziel. Sehr positiv sollte betrachtet werden, dass alle Partnerorganisationen rückgemeldet haben, dass ein Teil jener NEETs, welche das Beratungssetting durchlaufen haben, auch erfolgreich in eine Ausbildung und folglich in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Auch organisationsintern hat eine Kompetenzerweiterung und weitere Sensibilisierung zu diesem Thema stattgefunden; alle Projektträger verwenden das Beratungstool auch weiterhin, was letztlich einen guten Mehrwert darstellt.

Herausforderungen

Das Projekt startete im Oktober 2020, also während einer Akutphase der Covid-19 Pandemie. Natürlich stellte dies in Bezug auf das Projektmanagement, vor allem der Partnertreffen, eine große Herausforderung dar. Beinahe alle Treffen fanden online statt, dennoch gelang es, ein „Wir“-Gefühl herzustellen, damit alle Beteiligten stets gemeinsam an einem Strang zogen, um das Projekt erfolgreich zu machen. Die Partnerorganisationen – aus Österreich Jugend am Werk Steiermark als Koordinator, Co&So aus Italien, Meath Partnership aus Irland, Factor Social aus Portugal, ENTER GmbH aus Österreich, AKLUB aus Tschechien und CSI aus Zypern – trafen sich zum ersten Mal physisch bei einer gemeinsamen Lern-, Lehr- und Schulungsaktivität (LTTA) im April 2022 in Lissabon, danach fanden noch zwei weitere Treffen statt, eines davon in Prag.

Der von jeher eher schwierige Zugang zu der primären Zielgruppe des Projekts, der NEETs, wurde durch die Pandemie noch verschärft, und die „Rucksäcke“ vieler Repräsentantinnen und Repräsentanten der Zielgruppe wuchsen ins Unermessliche.

Die Projektpartnerschaft meisterte aber auch diese Herausforderungen hervorragend, was letztendlich zu gut verwertbaren und nachhaltigen Projektergebnissen und insgesamt zu einem positiven Verlauf und Abschluss des Projekts führte.

Definition von NEETs

Nicht in Ausbildung, Arbeit oder Training – so lautet die allgemeine Definition von NEETs in Bezug auf die Altersgruppe von 15 – 25 Jahren. Aber ist diese auf alle Jugendlichen mit jenem Status so leicht zu übertragen? Der Forschungsbericht und das Magazin des Projekts offenbaren hier einen vielschichtigen Zugang: NEETs können auch junge Menschen mit abgeschlossenem Studium sein oder sich nach Abschluss der Schule auf einer mehrmonatigen Interrailreise befinden. Selbstverständlich gibt es auch die klassischen Mitglieder dieser Gruppe: Jugendliche, die die Schule oder ihre Ausbildung abgebrochen haben und aus prekären sozio-ökonomischen Verhältnissen, mit schlechtem familiären Hintergrund und multiplen Problemstellungen kommen; Jugendliche,  die noch nicht - und in manchen Fällen auch nie - bereit sind, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Aber ist das wirklich alles so simpel zu definieren?

Ein Ausblick

Die Haupterkenntnis aus dem Erasmus+ Projekt „Beyond Neet(d)s“ ist, dass uns das Thema NEETs in seiner ganzen Vielschichtigkeit und Bandbreite als europäische Gesellschaften noch länger begleiten wird und eventuell auch noch durch unterschiedliche Faktoren verstärkt werden wird. Die Art und Weise, wie wir jungen Menschen einen geeigneten Weg zur Integration in Ausbildung, Arbeit und die Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, sollte als maßgebliche Frage für alle Teile der Gesellschaft und politische Entscheidungsträger in absoluter Dringlichkeit europaweit im Vordergrund stehen.

EU-Projekte bieten immer eine gute und wertvolle Möglichkeit, essenzielle Themen wie jenes neu aufzugreifen, daraus Schlüsse zu ziehen, Bestehendes zu hinterfragen, gemeinsam Neues zu entwickeln und auch eine Diskussion darüber anzuregen, gerade wenn es um die Stichwörter Inklusion und Integration in Europa geht.

Projektwebsite: www.findyourtrack.eu

Text: René Halla, Jugend am Werk Steiermark GmbH

Kontakt: