30 Jahre Franz-Werfel-Stipendium

Das Franz-Werfel-Stipendium wurde von 1992 bis 2008 wissenschaftlich von Univ. Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler betreut. Nach dessen Tod hatte von 2009 bis 2019 Univ. Prof. Mag. Dr. Konstanze Fliedl vom Institut für Germanistik der Universität Wien die wissenschaftliche Leitung des Programmes übernommen. Seit 2020 ist Univ. Prof. Dr. Werner Michler vom Institut für Neuere Deutsche Literatur der Universität Salzburg wissenschaftlicher Leiter des Programmes.

Das Franz-Werfel-Stipendium ist ein Exzellenzprogramm des BMBWF zur Förderung der Forschung und Lehre im Bereich der österreichischen Literatur, der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sowie des Aufbaus eines internationalen Netzwerks von engagierten Germanistinnen und Germanisten im Bereich der österreichischen Literatur.  1992 im Zuge zahlreicher Aktivitäten für die Länder Mittel-und Osteuropas entwickelt ist es heute das dienstälteste Stipendienprogramm des Wissenschaftsministeriums und zugleich eines der erfolgreichsten Stipendienprogramme im Bereich der internationalen Mobilität. 

 

„Heute wählen wir Werfel aus“. Mit diesen Worten (meiner Vorgängerin) wurde ich 2004 Teil der Werfel Community, ohne es damals wirklich zu bemerken, ohne zu ahnen was das bedeutet und ohne zu ahnen, wie eng ich einmal mit dieser Community verbunden sein würde. Und wie schwer es mir fallen würde diese wieder loszulassen. 

Es war dies die Einleitung zu meiner ersten Werfel-Auswahlsitzung mit dem großen Wendelin Schmidt-Dengler (WSD), den ich bis dahin nur von einer in meinem ersten –und letzten- Semester meines Germanistikstudiums besuchten Vorlesung gekannt habe. Ehrfürchtig und schüchtern bin ich ihm gegenüber gesessen, mir nicht vorstellend könnend, dass einer wie er sich im finsteren Gewölbe des Sitzungszimmers unseres Büros im alten AKH  nur ansatzweise am richtigen Platz fühlen könnte. Was macht er hier? Was wird er sich denken? Wie wird er sich verhalten? Darf ich ihn ansprechen?  Es stellte sich heraus, dass alle diese Gedanken umsonst waren. Ich lernte ihn und auch die anderen Mitglieder, die damals der Werfel Kommission angehörten, als umgängliche und humorvolle Persönlichkeiten kennen. In den folgenden Jahren war die Auswahlsitzung ein Höhepunkt im Jahresablauf, ein Lichtblick im täglichen administrativen Alltag. Sein unerwarteter Tod war ein Schock für die Werfel Community, zu der auch ich mich zähle. Aber dieses Ereignis hat die Werfelianerinnen und Werfelianer noch enger zusammengeschweißt, hat die Verbindung und die Identifikation als Gruppe noch verstärkt. Dazu hat natürlich auch die Nachfolgerin von WSD, Frau Professor Konstanze Fliedl, beigetragen. Sie hat mit viel Freude und Enthusiasmus ein schweres Erbe angetreten und hat es geschafft die Gruppe zusammenzuhalten und noch enger zu vernetzen.

Auch ich habe mich im Laufe der Jahre immer mehr in die Gemeinschaft integriert, habe immer mehr Werfelianerinnen und Werfelianer persönlich kennen und schätzen gelernt. Gelegenheit dazu gab es bei der jährlichen Werfel-Tagung und, in den letzten Jahren vermehrten, gemeinsamen Auftritten bei internationalen Konferenzen.  Als ich 2016 im OeAD eine neue Funktion übernahm und daher die administrative Abwicklung des Werfel-Programms nicht mehr selbst durchführen konnte, ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie sehr ich mich mit dem Programm und den Menschen verbunden fühle. Ich habe in den vergangenen Jahren so viel Dankbarkeit, so viel Positives, so viel Persönliches von den Werfelianerinnen und Werfelianern erfahren, konnte die Entwicklung Einzelner vom ersten Werfel-Stipendium bis hin zur Aufnahme in die Nachbetreuung, die wissenschaftliche Karriere und den beruflichen Aufstieg voller Stolz und Bewunderung begleiten. Leider gibt es auch immer wieder Rückschläge und Umstände, die keine wissenschaftliche Laufbahn ermöglichen.

Das Loslassen ist nicht leicht, aber ich habe erkannt, dass ich immer eine Werfelianerin bleiben werde! Es geht gar nicht anders!  Lydia Skarits