Der Österreichische Preis für Entwicklungsforschung 2019 erging an Walter Schicho und Teresa Millesi

11. Dezember 2019 Entwicklungsforschung
Gruppe von Menschen posiert für Fotos, zwei Personen halten Auszeichnungen
Bereits zum 4. Mal wurde der Österreichische Preis für Entwicklungsforschung 2019 von der Abteilung Bildung und Forschung für internationale Entwicklungszusammenarbeit der OeAD-GmbH aus Mitteln des BMBWF verliehen.

Seit 2013 wird der Preis alle zwei Jahre vergeben, um die Sichtbarkeit der österreichischen Entwicklungsforschung im In- und Ausland zu erhöhen. Der Hauptpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird jedes zweite Jahr für wissenschaftlich herausragende Publikationen, Projekte oder Initiativen an eine Person oder Institution bzw. an eine Person für ihr wissenschaftliches Lebenswerk verliehen. Dieses Jahr wurde Univ.-Prof. i.R. Dr. Walter Schicho für sein wissenschaftliches Lebenswerk prämiert.

Der Nachwuchspreis ist mit 2.000 Euro dotiert und die diesjährige Preisträgerin Mag. Teresa Millesi, BA wurde für einen exzellenten wissenschaftlichen Artikel zum Thema "Die Bedeutung indigener Sprachen und Kulturen für eine nachhaltige kulturelle, soziale und ökonomische Entwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals (SDGs)" ausgezeichnet.

Im Rahmen einer feierlichen Verleihungszeremonie im BMBWF überreichte Sektionschefin Mag. Barbara Weitgruber, MA sowie Jakob Calice, PhD, Geschäftsführer der OeAD-GmbH, die diesjährigen Preise.

Sektionschefin Barbara Weitgruber betonte in der Begrüßungsrede die Wichtigkeit der Entwicklungsforschung. Sie stelle ein zentrales Element für das Verstehen und für die Bewältigung der globalen Herausforderungen dar. Daher fördert das BMBWF diesen Forschungsbereich einerseits durch diese Preisvergabe, aber auch im Zuge anderer Programme, wie etwa das neue "Austrian-African Research Network" (Africa-UniNet) oder die "Kooperation Entwicklungsforschung". Das gemeinsame Bündeln der Kräfte sei besonders wichtig für die Lösung der Probleme unserer Zeit, so die Sektionschefin.

Jakob Calice betonte, dass sich der OeAD sehr stark mit den Inhalten seiner Arbeit, darunter eben auch mit der Entwicklungsforschung sowie der Förderung der Entwicklungszusammenarbeit durch Hochschulkooperationen identifiziert. Das APPEAR-Programm, das von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit finanziert und vom OeAD implementiert wird, hat die Basis für viele langjährige Partnerschaften in Lehre und Forschung zwischen österreichischen Hochschulen und Universitäten in Entwicklungsländern gelegt.

Dipl.-Ing. Dr. Andreas Melcher, Leiter des Centre for Development Research an der Universität für Bodenkultur, erläuterte im Zuge einer 15-minütigen Keynote die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die schrittweise Realisierung der SDGs. Nach einem kurzen Überblick über die 17 Ziele resümierte Melcher, dass Lehre und Forschung eine wichtige Position in der Umsetzung der SDGs einnehmen, wobei die Bewegung "raus aus dem Elfenbeinturm" diesbezüglich zentral sein muss. Das "Silodenken" muss aufgebrochen werden um über den Tellerrand der einzelnen Disziplinen blicken zu können. An dieser Stelle nannte Melcher das Projekt UniNEtZ (Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele) sowie das Projekt Third Mission als Vorzeigebeispiele.

Mag. Dr. Gabriele Slezak, Soziolinguistin, Entwicklungsforscherin und Mitglied der diesjährigen Auswahljury, würdigte die Nachwuchspreisträgerin Mag. Teresa Millesi, BA im Rahmen einer Laudatio, in der sie die Wichtigkeit und Relevanz von Millesis Artikel im Zusammenhang mit dem diesjährigen Themenschwerpunkt verdeutlichte. Der Artikel mit dem Titel "Repräsentationen von Gewalt – Landkonflikte im lateinamerikanischen Dokumentarfilm" zeichnet sich insbesondere durch den machtkritischen und transdisziplinären Zugang aus. Die Jury war sich einig, dass Millesis Arbeit mit dem Preis geehrt werden soll, da ihre Arbeit eine Bandbreite an wichtigen und hochaktuellen Themen behandelt und das Konzept von Slow Violence und dessen Einbindung in Entwicklungsfragen diskutiert.

Die Nachwuchspreisträgerin bedankte sich für den Preis und insbesondere für die Wertschätzung, die damit ausgedrückt wird. Nachdem sie die zentralen Punkte des Artikels kurz erläuterte, spannte sie den Bogen zur Relevanz ihrer Forschung im Zusammenhang mit alternativen Denk- und Lebensweisen und der Umsetzung der SDGs. Millesi ist der Meinung, dass die Beschäftigung mit indigenen Lebensweisen bzw. mit indigenen Sprachen Dichotomien aufbrechen und nachhaltige Lebensweisen fördern kann.

Assoc.-Prof. Mag. Dr. Birgit Englert ehrte und würdigte schließlich den Hauptpreisträger Univ.-Prof. i.R. Dr. Walter Schicho, im Rahmen einer Laudatio mit einem schön und persönlich erzählten Überblick seines Werdeganges und seiner wissenschaftlichen Leistungen. Sie sprach in der Wir-Form und vor allem auch darüber, was ihre Kolleginnen und sie selbst im Zuge der langjährigen Zusammenarbeit von Schicho – ihrem "Vater, Forscher und Kollegen" – lernen durften. Eine besondere Leistung Schichos war auch der Aufbau des einzigen Studiengangs und eigenständigen Institutes im Bereich der Entwicklungsforschung in Österreich – der "Internationale Entwicklung an der Universität Wien" Das Jahrzehnte lange Engagement in der Entwicklungsforschung, in der Nachwuchsförderung und der akademischen Lehre, das Initiieren von Publikationsreihen, die mittlerweile State of the Art sind – u.a. das Journal für Entwicklungspolitik (JEP) oder Buchreihen beim Mattersburger Kreis –, das Erstellen einmaliger Lehrmaterialien im deutschsprachigen Raum, sowie seine beachtliche wissenschaftliche Publikationstätigkeit bilden das Fundament des bemerkenswerten akademischen Lebenswerkes.

Walter Schicho schloss die Veranstaltung mit seiner Dankesrede. Er sprach über seinen Werdegang in den Afrikawissenschaften und der Entwicklungsforschung, über den Entstehungsprozess des Institutes für Internationale Entwicklung, über sein Bedauern der Verschulung der Studiengänge an den Universitäten und auch darüber, dass er eigentlich von seinen Studierenden und Mitarbeiter/innen am meisten lernen konnte. Am Ende scherzte Schicho, dass der Preis für sein Lebenswerk eigentlich ein bisschen zu früh käme, da er noch jede Menge Materialien besäße, die noch darauf warten, verarbeitet zu werden.

Zur Fotogalerie (© BMBWF / Achim Bieniek)

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