Im Rahmen von APPEAR in practice_9 am 15. Mai 2018 wurden aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der ökologischen Landwirtschaft anhand zweier -Projekte in Armenien und Uganda diskutiert. Armenien hat insgesamt nur 60 zertifizierte Biobetriebe wohingegen Uganda mehr als 300.000 aufweist. Die Bioanbaufläche in Armenien beträgt rund 20.000 ha, im Vergleich dazu ist diese in Uganda in den letzten Jahrzehnten bereits auf mehr als 260.000 ha angewachsen. Gemeinsam ist beiden Ländern eine Hochschulkooperation mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) im Rahmen von APPEAR und die Entwicklung eines transdisziplinären Masterprogramms in Agrarökologie um notwendige Fachkräfte für die gesamte landwirtschaftliche Wertschöpfungskette auszubilden. Prof. Bernhard Freyer, Leiter der beiden APPEAR-Projekte, stellte zu Beginn der Veranstaltung dar, wie beide Partnerschaften in die Arbeit und Philosophie des Instituts für Ökologischen Landbau an der BOKU eingebunden sind. Zudem betonte er, dass insgesamt ein Umdenken in der Lehre und eine Neuausrichtung der Lehrinhalte nötig sei, da die Transformation der landwirtschaftlichen Produktion hin zu zukunftsfähigen Ernährungssystemen ein umfassendes Verständnis für komplexe Zusammenhänge und die soziale Realität in der Landwirtschaft voraussetze. Darüber hinaus eröffne die Zusammenarbeit mit der Mountains of the Moon University in Uganda und der Armenian National Agricultural University neue Perspektiven in Lehre und Forschung für sein Institut und die BOKU.
Astghik Sahakyan, Forscherin am International Center for Agribusiness Research and Education (ICARE) in Yerevan, stellte die armenische Situation im Biosektor dar. Prinzipiell gebe es seitens der Politik ein großes Interesse an ökologischer Landwirtschaft, da diese Zukunftschancen für die ländlichen Regionen biete, das zeige sich auch im nationalen „Sustainable Strategy Program for Agricultural and Rural Development, 2010-2020". Jedoch fehlen konkrete Unterstützungs- und Beratungsleistung für Landwirt/innen vor allem in der Phase der Umstellung von konventionellem hin zu biologischen Anbau. Zudem seien nationale Zertifizierungseinrichtungen noch kaum etabliert. Die Zertifzierung erfolge derzeit vor allem über ausländische Agenturen, sei mit hohen Kosten verbunden und führe dazu, dass Höfe biologisch wirtschaften aber nicht als solche anerkannt seien.
Charles Ssekyewa ist bereits seit Jahren im Biobereich in der universitären Lehre und in unterschiedlichen Organisationen in Uganda tätig. Derzeit ist er auch in das APPEAR-Projekt eingebunden und war im Mai Gastvortragender an der BOKU. In Uganda wurden bereits seit den 1980er Jahren nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden gefördert. 1994 wurde offiziell mit dem Biolandbau begonnen und 2001 etablierte sich das National Organic Movement (NOGAMU). Die nationale Zertifizierungseinrichtung UGOCERT wurde 2007 von der EU akkreditiert. Charles Ssekyewa betonte, dass im Biobereich in Uganda bereits viel erreicht wurde. Aufgrund einer fehlenden nationalen Politik, vor allem in Bezug auf Rechtsvorschriften für ökologische Produktionsstandards, stagniere jedoch der Sektor. Geringe Investitionen in Produktion und Vermarktung von biologischen Lebensmitteln und hohe Akkreditierungskosten werden als weitere Hemmnisse gesehen. Wie auch in Armenien sei die ökologische Landwirtschaft an den Hochschulen noch kaum institutionalisiert, zudem gebe es zu wenig Finanzmittel, um lokal relevante und angepasste Methoden zu erforschen. Die Entwicklung und Umsetzung eines transdisziplinären Masterprogrammes in Agrarökologie, in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis bedeute daher sowohl für Astghik Sahakyan als auch Charles Ssekyewa einen wichtigen Schritt hin zu einer Professionalisierung und Institutionalisierung des Biolandbaus in Armenien und Uganda.
ist ein Programm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
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