Zum Hauptinhalt springen Zum Footer springen Zum Ende der Navigation springen Zum Beginn der Navigation springen

Projekte im Studienjahr 2024/25

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© Cristina Rettenberger

Am 21. und 22. März fand an der Bundesuniversität Paraná in Curitiba der zweite Workshop zur Materialentwicklung für kulturelles Lernen im DaF-Unterricht in Brasilien statt. Dieser Workshop stellt eine ergänzende Initiative dar und unterstützt das bereits bestehende Projekt „Entwicklung von Lehrmaterialien: Deutsch als Fremdsprache und kulturelles Lernen in Brasilien“, das vom Österreich-Zentrum an der Universidade Federal do Paraná unter der Leitung von Prof. Dr. Bohunovsky durchgeführt wird.

Der Workshop wurde von Cristina Rettenberger (OeAD-Lektorin) in Zusammenarbeit mit den lokalen Partnerinnen Catarina Portinho Nauiack und Franziska Lorke organisiert. Dank der Unterstützung des OeAD konnten Teilnehmer*innen aus verschiedenen Regionen Brasiliens eingeladen werden, die für Reise- und Übernachtungskosten einen Zuschuss erhielten. Auch externe Studierende vor Ort, die bereits umfangreiche Erfahrung mit der österreichischen Kultur und Sprache sowie deren Beziehung zur brasilianischen Kultur besitzen, entwickelten eigene Konzepte für Lehrmaterialien.

Im Vorfeld des Workshops fand ein Online-Treffen statt, in dem mögliche Themen für die Materialentwicklung besprochen wurden. Die Teilnehmer*innen wählten thematische Schwerpunkte aus, die unter Berücksichtigung des kulturreflexiven Lernens sowohl für Österreich als auch für Brasilien von Bedeutung sind. Die Teilnehmer*innen wurden in thematisch gegliederte Gruppen eingeteilt, um Unterrichtsmaterialien zu erstellen.

Am ersten Tag des Workshops begann die Veranstaltung mit einer Begrüßungsrunde im Österreich-Zentrum. Die koordinierenden Lehrkräfte gaben anschließend Inputs zu den Themen Taxonomie von Bloom und kuluturreflexives Lernen mit besonderem Fokus auf österreichisch-brasilianischen Erinnerungsorten. In der darauffolgenden Analysephase untersuchten die Teilnehmenden bestehende Unterrichtsmaterialien des Österreich-Zentrums, um zu prüfen, inwieweit diese Konzepte integriert waren. Mit dieser theoretischen und kritischen Grundlage konnten die Teilnehmer*innen am Freitagnachmittag mit der Entwicklung eigener Materialien beginnen. Am zweiten Tag arbeiteten die Teilnehmenden unter Betreuung der Lehrkräfte an den Materialien weiter. Am Ende des Workshops präsentierte jede Gruppe ihre bisherigen Ergebnisse, was zu einem intensiven Austausch von Ideen und zur Verbesserung einzelner Aktivitäten durch die Rückmeldungen der Kolleg*innen führte.

Der Workshop wird zudem langfristige Auswirkungen haben: Die Ergebnisse werden in einem späteren Online-Treffen mit der gesamten Studiengruppe des Lehrmaterialienprojekts des Österreich-Zentrums präsentiert. Dies fördert eine vertiefte Auseinandersetzung mit den behandelten Themen und ermöglicht die Sammlung von Ideen für weitere Materialien, die nach dem Workshop entwickelt werden können. Das Projekt wurde zudem auf Instagram und in Blogbeiträgen auf der Webseite des Österreich-Zentrums einem breiten Publikum von etwa 1400 Followern vorgestellt. Die Durchführung dieses Projekts hat den Bedarf und die Nachfrage nach öffentlich zugänglichen DaF-Materialien mit kulturellem Schwerpunkt für das brasilianische Publikum deutlich gemacht.

Ein junger und ein älterer Mann, im HIntergrund eine Bibliothek. Der ältere Mann hält ein Buch in der Hand und signiert es
© Gloria Reim (Shanghai/Fudan)

Am 8. Oktober fand im Österreich-Zentrum der Fudan Universität eine Lesung aus dem Roman „Das Andere“ des österreichischen Schriftstellers Peter Simon Altmann statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Österreichischen Generalkonsulat in Shanghai und der OeAD-Lektorin und Leiterin des Österreich-Zentrums Gloria Reim organisiert. Rund 35 Personen nahmen an der Lesung teil.

Zu den anwesenden Gästen gehörten die österreichische Vize-Konsulin für Bildung und Wissenschaft und Leiterin vom OeAD-Kooperationsbüro Frau Alexandra Wagner, die Kulturreferentin des Generalkonsulats Shanghai Prof. Dr. Wei Mei, die OeAD-Lektorin an der Shanghai International Studies University Sabrina Schwaiger, der DAAD-Lektor Daniel Simon, der Vize-Dekan der Fremdsprachenfakultät der Fudan-Universtät Prof. Dr. Liu Wei, der Dekan der Deutschabteilung der Fudan-Universität Professor Li Shuangzhi und andere Lehrer der Deutschabteilung. Auch der österreichische Schriftsteller Roland Schwarz und die vietnamesische Schriftstellerin Nguyen Khac Ngan Vi nahmen an der Lesung teil. 

Die Kulturreferentin Wei Mei hielt eine Begrüßungsrede und übermittelte herzliche Grüße des österreichischen Generalkonsuls Helmut Rakowitsch. Anschließend stellte Herr Altmann sein Buch „Das Andere“ vor und las Auszüge aus dem ersten Kapitel, das die MTI - Masterstudentinnen der Fudan Universität Rong Yao und Chen Juan strophenweise ins Chinesische übersetzten. In der folgenden Fragerunde interagierten die Zuhörer Innen leidenschaftlich mit Herrn Altmann und er erzählte von seinen Erfahrungen als Schriftsteller und seinen Gefühlen über das Leben in Shanghai. Die Veranstaltung klang bei einem kleinen Buffet aus, bei dem der Autor auch noch einige Bücher für die Anwesenden signierte.

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© Mara Rogge

Anna Kims neustes Buch „Geschichte eines Kindes“ basiert der ihm vorangestellten Vorbemerkung zufolge auf einer Geschichte, die der Autorin geschenkt wurde und „die Welten in sich trägt“. Protagonistin des Romans ist Franziska, eine österreichische Autorin, die in den USA ein Stipendium erhält und mehrere Monate in Green Bay, Wisconsin verbringt. Dort wohnt sie zur Untermiete bei Joan Truttman, die ihr die Geschichte ihres Mannes Danny erzählt. Dieser wurde in den 1950er Jahren als uneheliches Kind geboren und von seiner Mutter zur Adoption freigegeben. Die Erzdiözese Green Bay hegte bald den Verdacht, dass das Baby, anders als von der Mutter angegeben, nicht „weiß“, sondern (gemäß der damaligen Behördensprache) „negrid“ sei – ein Skandal in der von den rigorosen Rassengesetzen bestimmten amerikanischen Gesellschaft. Deren Akten, die die Versuche der „rassischen“ Einordnung des Kindes sowie die Suche nach dessen leiblichen Vater dokumentieren, werden auszugsweise in dem Roman zitiert. 

Am 28. Mai 2025 las Anna Kim für die Germanistikstudierenden der Peking Universität im Rahmen einer zweistündigen online-Veranstaltung zwei Auszüge aus dem Roman vor. Im Anschluss hatten diese die Gelegenheit, mit der Autorin über die gelesenen Textpassagen zu sprechen bzw. ihr Fragen zu anderen Themen zu stellen. Die Diskussion drehte sich in erster Linie um die Parallelführung von Binnen- und Rahmenhandlung und das dadurch geknüpfte Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wie Danny ist auch Franziska ihr Leben lang mit Fremdzuschreibungen konfrontiert worden, da ihre Mutter aus Südkorea stammt und man, wie Joan es ausdrückt „den eigenen Wurzeln nicht entkommt“. Auf diese Weise thematisiert der Roman die Ideen von „Rasse“, Herkunft und (Nicht-)Zugehörigkeit und wie diese die amerikanische und österreichische Gesellschaft geprägt haben bzw. darin nach wie vor eine gewichtige Rolle spielen, wie sich an der aktuellen politischen Lage in beiden Ländern erkennen lässt. Die im zweiten der gelesenen Auszüge gestellte Frage „Wie vermisst man einen Menschen?“ etwa gewinnt Anna Kim wie auch den Zuhörer:innen zufolge zunehmend wieder an Bedeutung.

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© OeAD

In ihrem Podcast Hidden Vienna beleuchten Simone Schedl und Jascha Novak verschiedenste historische Wiener Berufe, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Der Podcast ist somit an der Schnittstelle zwischen Geschichte, Wienkunde und Unterhaltung angesiedelt und eignet sich wunderbar, um Deutschstudierenden Wien näherzubringen. Zu diesem Zweck haben die zwei OeAD-Lektorinnen Verena Latschbacher und Sigrid Thomsen die zwei Podcast-Hosts an ihre Universitäten in Großbritannien eingeladen.

Ende Oktober fand der Besuch schließlich statt: Simone Schedl und Jascha Novak haben Verena Latschbacher an der University of St. Andrews in Schottland und anschließend Sigrid Thomsen am University College London in England einen Besuch abgestattet. An beiden Orten haben Schedl und Novak zuerst Workshops zum Podcasten mit den Studierenden durchgeführt, wo es um ganz praktische Aspekte ging, von der richtigen Ausstattung zur Durchführung von Interviews. Am Ende des Workshops konnten die Studierenden an der UCL sogar selbst einen kleinen Dialog zu einem Wiener Beruf verfassen. Die Studierenden schrieben bei dieser Gelegenheit einen Zeitreise-Dialog, wo jemand in der Zeit zurückreist und eine Baderin über ihren Arbeitsalltag interviewt. Die Studierenden hatten dabei sehr viel Spaß und konnten sich spielerisch und kreativ mit der deutschen Sprache befassen. Anschließend haben Schedl und Novak eine Performance mit einem Best-of vom Podcast präsentiert; da Halloween war, haben sie die Performance zur Freude aller mit viel Grusligem gespickt.

Nachdem in den letzten Jahren immer mehr Lektoratsstandorte in Großbritannien weggefallen sind, gibt es mittlerweile nur noch die Standorte an der University of St. Andrews und an der UCL. Insofern ist es besonders wichtig, dass die wissenschaftlichen, akademischen, sprachlichen und auch persönlichen Bande zwischen Österreich und Großbritannien gefördert und gestärkt werden. Diese Wichtigkeit wird noch dadurch verstärkt, dass die Deutschstudierenden oft viel mehr mit Deutschland vertraut sind als mit Österreich. Vor diesem Hintergrund ist es besonders schön, wenn Studierende sich nicht nur über Wien informieren, sondern mit der Wiener Geschichte in einen Dialog treten können. Die Veranstaltungen waren insofern ein großer Erfolg.

Am 15. November 2024 lud OeAD-Lektorin Verena Schörghuber zu einem Kaiserschmarrn-Workshop im Garten der ENALLT (Fakultät für Sprachen, Linguistik und Übersetzung) ein. Die österreichische Bäckerin Johanna Franzke, die unter anderem schon in renommierten Restaurants, wie etwa dem Hotel Sacher in Wien, gearbeitet hatte und jetzt eine kleine österreichische Bäckerei in Mexiko-Stadt eröffnet hat, leitete den Workshop erfolgreich an.

Der Workshop wurde im Rahmen des Österreich-Tag an der ENALLT organisiert. Wir hatten eine Kirmes mit verschiedenen Ständen, u.a. zu österreichischer Musik, Geographie, ein Österreich-Quiz, ein Österreich-Spiel und eine Tombola! Anschließend gab es einen Workshop für Deutschlernende zu autonomem Lernen und einen Workshop für Deutschlehrende zu gehirngerechtem Lernen, durchgeführt von Kultur und Sprache. Auch die Wanderausstellung zu Ingeborg Bachmann konnte besucht werden und die österreichische Professorin Dr. Christine Hüttinger hielt eine Lesung zu Ingeborg Bachmann.

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© Verena Schörghuber

Das Teilnehmer*innen-Limit von 20 Personen wurde beim Kaiserschmarrn-Workshop sofort erreicht, darüber hinaus wären noch mehr Leute interessiert gewesen, sich kulinarisch an die österreichische Kultur heranzutasten. Johanna erklärte zunächst den Hintergrund des Kaiserschmarrns. Dann ging es auch schon los: Wir schauten uns gemeinsam das Rezept auf Deutsch und auf Spanisch durch. Johanna erklärte, was zu beachten ist und alle Teilnehmenden hörten aufmerksam zu. Gruppen wurden gebildet und so rührte jede Gruppe nach der Reihe die Masse an und kochte zum ersten Mal im Leben Kaiserschmarrn. Goldgelb gebacken, fluffig und serviert mit Beerenröster, von Johanna zubereitet, genossen wir diese köstliche Süßspeise – umringt von neidischen Zuschauer*innen, die leider keinen Platz mehr ergattern konnten. Ob sich dieser Workshop wiederholen wird? Auf jeden Fall!

Ein Gruppenbild auf einem Platz vor einer Kirche
© Mareike Korte

Am 15.10.2024 besuchten 35 Studierende und 5 Lehrende der Abteilung für Deutsche Sprache und Literatur der FFOS Kolleginnen und Kollegen des Germanistischen Instituts der Universität Pécs. Begleitet wurden die Gäste aus Osijek von Studierenden aus Pécs – bei den verschiedenen Programmpunkten nahmen um die 20 Studierende des Instituts teil.
Die Exkursion wurde von den Lektorinnen und Lektoren des OeAD (Österreichische Agentur für Bildung und Internationalisierung) und des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) in Pécs und Osijek organisiert und finanziert. Die Idee zur Exkursion geht auf das am 11. Mai 2024 von der Germanistikabteilung der FFOS veranstaltete  Vernetzungstreffen „Initiative und Potenziale“ zurück, an dem Kolleginnen und Kollegen aus Pécs, Novi Sad, Tuzla und Osijek teilgenommen hatten. 
In Pécs wurden die Gruppe aus Osijek durch die Gebäude der Universität geführt, darunter die Universitätsbibliothek mit der Österreich-Bibliothek. 
 

Zwei junge Männer, in der Mitte eine Büste von Sigmund Freud
© Alexandra Kroiss Auf den Spuren Freuds in Wien

Im Rahmen des Seminars Landeskunde Österreich fand am 10. April 2025 eine besondere Exkursion statt, die das Ziel verfolgte, das Leben und Wirken der Persönlichkeit Sigmund Freud nicht nur theoretisch im Unterricht, sondern auch durch den Besuch historischer Schauplätze in Wien auf eindrückliche Weise erlebbar zu machen. Bereits im Vorfeld hatten sich die Studierenden intensiv mit Freuds Leben auseinandergesetzt – mit besonderem Fokus auf seine Traumdeutung und seine Theorien zur Psyche. Begleitet durch ein interaktives Padlet, auf dem kreative Aufgaben in Kleingruppen zu lösen waren, begaben wir uns auf eine abwechslungsreiche Exkursion durch Wien. 

Die Stationen umfassen das Alte AKH, wo Sigmund Freud gearbeitet und gelebt hat, das Gelände der Medizinischen Fakultät in der Spitalgasse sowie ein Besuch und eine Führung durch das Sigmund Freud Museum in der berühmten Berggasse 19 – jenem Ort, an dem Freud viele Jahre lang lebte und praktizierte. Ein lokaler Guide führte mit Witz und Fachwissen durch die Räume und erzählte spannende Anekdoten aus Freuds Leben. Nach einem gemeinsamen Mittagessen führte unser Spaziergang weiter zum ehemaligen Sühnhaus am Schottenring sowie in den Sigmund-Freud-Park, wo weitere kreative Aufgaben auf die Studierenden warteten. Im Anschluss suchten die Studierenden im Arkadenhof der Universität Wien die Büste von Freud, mit der sie ein Selfie machen sollten – eine Aufgabe, die sichtlich für Spaß sorgte. Den Ausklang fand der Tag in einem gemütlichen Wiener Kaffeehaus unweit des Schlosses Belvedere, wo wir bei Kaffee und Mehlspeise die gesammelten Eindrücke Revue passieren lassen konnten. 

Im Zug zurück nach Ostrava wurden schließlich die Ergebnisse aus dem Padlet ausgewertet und die kreativste Gruppe mit einem kleinen Geschenk prämiert – je zwei Souvenirs aus dem Museum und eine Packung Mannerschnit-ten. Die Exkursion war ein voller Erfolg: Sie ermöglichte den Stu-dierenden nicht nur ein tieferes Verständnis von Freuds Werk und Bedeutung, sondern auch eine praxisnahe Anwendung ihrer Sprachkenntnisse in einem authentischen Kontext. Die positive Rückmeldung der Teilnehmenden und der hohe Grad an Engage-ment zeigen, dass dieses Projekt nicht nur Wissen vermittelte, son-dern bleibende Eindrücke hinterlässt – sowohl fachlich als auch persönlich.

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© Verena Schörghuber

Im April und Mai 2025 lud OeAD-Lektorin Verena Schörghuber zum österreichischen Dialekt-Workshop „Wos host g’sogt? Österreichischen Dialekt verstehen und sprechen lernen“ in Hybridformat an der ENALLT (Fakultät für Sprachen, Linguistik und Übersetzung) ein. Der Dialektexperte, Radio OÖ-Moderator und DaF-/DaZ-Lehrer Dominik Klinger führte das 10-stündige Webinar online von Linz aus durch. 

In Linz bietet er eigenständig konzipierte Dialektkurse für Migrant:innen an (mehr Infos unter dialektkurs.at). Die Nachfrage ist groß – daher schreibt er aktuell auch am ersten Dialekt-Lehrwerk, das im Herbst 2025 erscheinen wird. Er erklärte uns systematisierte Ausspracheregeln der ostösterreichischen Variante, wie beispielsweise, dass ein „EU“ zu einem „EI“ wird, wie in „Die Leute heute“ – „De Leit‘ heit‘“. Am Ende jeder Einheit übersetzten wir Austropop-Hits von André Heller oder Carl Peyer von Dialekt auf Standarddeutsch.

Ein Whiteboard mit verschiedenen Wörtern
© 2025 Julia Renner (Kaohsiung) Literarischer Dialog in Taiwan

Von 21. bis 23. April 2025 fanden an der NKUST (National Kaohsiung University of Science und Technology) Projekttage mit dem taiwanisch-österreichischen Autor Jimmy Brainless und seiner Partnerin Michaela Pfriemer statt. Als kreativ-künstlerisches Duo brachten „Michaela + Jimmy“ das Konzept ihrer „Qua Qua – Gedichte“ nach Taiwan. Dabei handelt es sich um Workshops zum kreativen Schreiben, in denen auf spielerische Art und Weise das Schreiben von Gedichten angeregt wird. 

Das übergreifende Thema des Workshops lautete „Sounds of Taiwan“, also Geräusche und Klänge, die mit dem Alltagsleben in Taiwan assoziiert werden. Die im Plenum gesammelten Begriffe reichten von „Marktgeschrei“ über „Mopeds“ bis hin zu bestimmten Melodien und Jingles von bekannten Convenient Stores oder dem sehr spezifischen Geräusch des Frittierens des ortstypischen „Stinky-Tofus“ (fermentierter Tofu). Im Anschluss daran verfassten die Studierenden in Kleingruppen mit Hilfe von Leitfragen (Wann hörst du dieses Geräusch/diesen Klang? Wie hört sich das für dich an? Wie fühlst du dich dabei?) kurze Gedichte zu einem ausgewählten Sound. 

Abschließend sprachen die Studierenden ihre Gedichte ein, die über Radio International Taiwan und Radio Orange veröffentlicht wurden (nachzuhören unter: cba.media/707348). Insgesamt nahmen an den Workshops 41 Bachelorstudierende (2. Studienjahr) teil.

Den Abschluss der Projekttage bildete eine Lesung von Jimmy Brainless zu seinem neuesten Buch „Im Schein der Pfütze“ (erschienen 2025 bei Müry Salzmann).  

„Im Schein der Pfütze“ ist ein autobiographisch inspirierter Roman, der die Geschichte einer taiwanisch-österreichischen Familie erzählt. Die von den Masterstudierenden der NKUST zweisprachig moderierte Veranstaltung begann mit einem Autoreninterview, gefolgt von einer Lesung ausgewählter Stellen, die sich insbesondere auf Klischees und abergläubische Traditionen in Taiwan und Österreich bezogen und in einer Diskussionsrunde tiefergehend erörtert wurden. An der Veranstaltung nahmen insgesamt sechs Masterstudierende und etwa 80 Bachelorstudierende sowie Fachkolleg*innen des Instituts teil.

Weiterführende Links:

https://www.thebrainlesscompany.com/jimmybrainless

https://www.instagram.com/jimmybrainless/

https://www.michaelaundjimmy.com/

 

Julia Renner (Standort: Kaohsiung; 3. Lektoratsjahr)

Ein Plakat zu einer Online-Lesung von Milena Michiko Flasar an der Universität Peking
© Mara Rogge (Peking) Milena Michiko Flasar in Peking

Milena Michiko Flašars neuster Roman »Oben Erde, unten Himmel« (2023) dreht sich um das Kodokushi-Phänomen, um den einsamen Tod sozial isolierter Personen, der über Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre unentdeckt bleibt. Für Flašar hat dieses Wort aber noch eine andere Bedeutung: es bezeichnet nicht nur das Sterben, sondern auch das Leben, welches zuvor stattgefunden hat, „es erzählt Geschichten“. Das Ergebnis dieser Geschichten stellte die Autorin den Studierenden der Peking Universität (China) am 20. November im Rahmen einer zweistündigen online-Lesung vor. Nachdem sie einen kurzen Überblick über den Roman, seine Themen und die Entwicklung seiner Protagonistin gegeben hatte, las sie drei Auszüge daraus vor.
Im Anschluss an die Lesung hielt Gudrun Hardiman-Pollross, Leiterin des österreichischen Kulturforums in Peking, eine kurze Ansprache über die Wichtigkeit der Förderung zeitgenössischer österreichischer Autor:innen und sprach eine unverbindliche Einladung zu einer Lesereise durch China an Milena Michiko Flašar aus. Zuletzt hatten die Studierenden die Möglichkeit, mit der Autorin über die gelesenen Textpassagen zu sprechen bzw. ihr Fragen zu anderen Themen zu stellen. Die Studierenden wollten unter anderem wissen, wie sie auf das Thema Kodokushi gestoßen war, warum nahezu alle von ihren Romanen in Japan spielen und welche Vorbilder sie in der japanischen Literatur habe. Zudem entwickelten sich Gespräche über gesellschaftspolitische Parallelen zwischen China und Japan sowie den Themen, die junge Leser:innen in Österreich und China am meisten beschäftigen und bewegen.
In einer der Szenen, die die Studierenden als Vorbereitung auf die Veranstaltung gelesen hatten, sprechen die Protagonistin Suzu und ihr Arbeitskollege Takada über verschiedene Arten von Einsamkeit und erstellen gemeinsam eine Liste dazu. Bei der Verabschiedung nannten die Studierenden der Autorin weitere, die sie im Unterricht gesammelt hatten, darunter die Einsamkeit eines fallenden Blattes im Herbst, die Einsamkeit einer kalten Tasse Tee, die Einsamkeit des Unicampus im Sommer, die Einsamkeit der Straßenlaterne um Mitternacht und die Einsamkeit des Sprechens in einer Fremdsprache.

Der Alternativtext wird in Kürze eingefügt
© Philip Stöger (Kiew)

DIE BRÜCKE ist ein ukrainisch-österreichisches Studierendenmagazin, dass in Kollaboration von Germanistikstudierenden der Nationalen Taras-Shevchenko-Universität Kyjiw (KNU) und der Nationalen Ivan-Franko-Universität Lwiw (LNU) entsteht und von den dort stationierten Lektor:innen des OeADs betreut wird. Es erscheint zweimal jährlich und wird vom Österreichischen Kooperationsbüro Lemberg finanziert, vertrieben und ist dort auch online erhältlich. Mit einer Laufzeit von mittlerweile einundzwanzig Jahren ist DIE BRÜCKE das am längsten währende OeAD-Projekt in der Ukraine.[1] Die Auflagenstärke bezieht sich auf ca. 300 Stück mit gegenwärtig rund zwanzig Redakteur:innen in Kyjiw und fünf in Lwiw (Unter Chefredakteurin/OeAD-Lektorin Sabrina Natmessnig-Kobalter). Aufgrund des andauernden Krieges in der Ukraine fällt es immer schwerer zeitliche und personelle Ressourcen für das Projekt zu finden – auch macht die Abwesenheit die Lektor:innen vor Ort, die Koordination nicht leichter. Nicht desto trotz konnten seit meiner Übernahme als Chefredakteur im Frühjahr 2024 drei Ausgaben publiziert werden – was vor allem den immens fleißigen und durchhaltewilligen Studierenden zu verdanken ist. Großteil entstehen die Texte auf Anfrage der Redakteur:innen, die ein individuelles Thema bearbeiten wollen. An der KNU bekommen sie für die Teilnahme an dem Projekt auch fünf Punkte für ihre Prüfungsleistungen gutgeschrieben.[2] Ich gebe ihnen etwas Orientierung, worauf sie beim Schreibprozess möglicherweise achten sollten (bzgl. Recherche, Textsorte, Stilistik etc.), lasse sie aber möglichst selbstständig arbeiten. Bisher hat sich diese Herangehensweise bewährt, auch sehe ich den Sinn und Zweck des Projekts darin, den Studierenden eine Plattform bereitzustellen, wo sie möglichst niederschwellig erste journalistische oder schriftstellerische Schritte machen können. Mein Job ist eher der Feinschliff, sodass die Texte möglichst präsentabel im fertigen Produkt zu finden sind. Am Ende des Semesters werden mir die Texte zugesendet, worauf ich meinen redaktionellen Input und natürlich auch sprachliche Hilfestellung gebe. Ferner werden Texte, die in meinen Kursen entstehen, für das Magazin verwendet. Bisher haben sich die Studierenden stets gefreut, wenn ich ihnen die Möglichkeit einer Publikation angeboten habe. Gros der Arbeit nimmt schließlich das Layout ein, welches ich mittels „Adobe Indesign“ gestalte. Als mir am Anfang meines Lektorats das Projekt vom ehemaligen Oead-Lektor in Kyjiw Florian Rinesch übergeben wurde, bewarb ich es bei den Studierenden in einem Flyer wie folgt:

„Werden auch Sie Teil der Redaktion und 

Lernen Journalistisches Handwerk

Finden Ihre Literarische Stimme

Arbeiten zusammen an einem kreativen Projekt

Sammeln erste Publikationserfahrung

Tragen zur interkulturellen Verständigung bei.“

Ich hoffe das Magazin wird dem gerecht, es lässt sich aber auch als Zeitdokument verstehen: Worüber junge Erwachsene zu Zeiten eines Krieges in ihrem Land schreiben, was durch den experimentell-studentischen Charakter des Magazins umso nahbarer wirkt. 

Ich kann jedem interessierten Menschen zumindest das Durchblättern der BRÜCKE empfehlen, denn wie im Alltag in Kyjiw will man dem Krieg nicht immer Raum geben, aber er blitzt auf - ganz beiläufig und zwischen den Zeilen.

 


[1] Anstoß gab 2004 OeAD-Lektorin Claudia Niederl in Kyjiw

[2] Ein marginaler Bonus – ihr Engagement steht im Vordergrund

YouTube ist deaktiviert

Für die Verwendung von YouTube Videos benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Vimeo ist deaktiviert

Für die Verwendung von Vimeo Videos benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

OpenStreetMap ist deaktiviert

Für die Verwendung von OpenStreetMap benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Issuu ist deaktiviert

Für die Verwendung von Issuu benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

ArcGIS ist deaktiviert

Für die Verwendung von ArcGIS benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

PeerTube ist deaktiviert

Für die Verwendung von PeerTube benötigen wir Ihre Zustimmung. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.