Im Rahmen des achten Teils von „eTwinning-Preisträger/innen erzählen“ hat sich eTwinning-Österreich mit Renate Gerber vom GRG16 Maroltingergasse unterhalten. Renate Gerber unterrichtete Italienisch und Französisch und hat ihr erstes eTwinning-Projekt im Jahr 2012 durchgeführt. Nach zahlreichen erfolgreichen eTwinning-Projekten seither wurde sie nun zum Abschluss ihres Berufslebens mit dem 1. Preis sowie dem Sonderpreis für das eTwinning-Jahresthema „Bildung und Innovation“ für ihr Projekt „Triple E: E-learning – E-twinning – E-rasmus“ ausgezeichnet.
Frau Gerber, nochmals herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung! Wie waren die Reaktionen an Ihrer Schule, als Sie darüber erfahren haben?
Da ich im Moment nicht unterrichte, habe ich die Reaktionen nicht hautnah mitbekommen. Ich habe aber sehr überschwängliche Gratulationen von meiner Direktoren Elisabeth Gutenberg per Mail bekommen, die leider bei der Preisverleihung nicht dabei sein konnte. Ein Kollege hat dann auch gleich ein Foto von der Preisverleihung auf Instagram gepostet und auf der Homepage ist unser Erfolg ebenso zu finden.
Als ausgezeichnete eTwinnerin und eTwinning Ambassadorin, haben Sie Tipps für zukünftige Projektträger/innen? Was macht aus Ihrer Sicht ein gelungenes Projekt aus?
In einem guten eTwinning-Projekt gibt es viel Interaktion zwischen den Partnerklassen. Die Schüler*innen sollen, anders als in der Klassensituation, die Begegnung mit Gleichaltrigen erleben und einen authentischen und selbstverständlichen Umgang mit der Fremdsprache haben. Es ist wichtiger zu interagieren als fehlerlose Präsentationen in den Twinspace zu stellen. Außerdem sollen meiner Meinung nach Ideen von Schüler*innen stets aufgegriffen werden, da dies für sie motivierend ist. Länderübergreifende Aktivitäten, in denen Gruppenarbeit stattfindet sind ebenso sehr zu empfehlen. Hier können die jeweils Muttersprachler*innen denen, die die Fremdsprache erlernen hilfreich zur Seite stehen. Um sich noch besser kennen zu lernen, sind Videomeetings eine große Hilfe. Sie sollten allerdings gut vorbereitet sein, damit dann auch gute Kommunikation stattfinden kann. Ich habe zum Beispiel länderübergreifende Gruppen in Breakout rooms geschickt, wo sich die Schüler*innen über ihre Hobbies und ihre Lebenssituation zweisprachig ausgetauscht haben. Anschließend mussten sie die befragte Person auf einem Padlet in der Fremdsprache vorstellen.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die Aktivitäten einfach, aber motivierend sein sollen und dass sie auch zum Lernniveau und zu den Interessen der Jugendlichen passen sollen. Die Stärken der Schüler*innen (wie z. B. Videoschnitt, Musik produzieren usw.) sollten ebenso eingebunden werden.
In Ihrem bilateralen Projekt mit einer französischen Schule auf La Reunion geht es u.a. um interkulturelle Kommunikation, Landeskunde, Sprache und den Einsatz digitaler Tools. Wie haben Sie Ihre Projektpartner gefunden? Und wie war die Zusammenarbeit mit diesen?
Ich habe meine Projektpartnerin Isabel Baumann im Partnerforum auf der eTwinning-Homepage gefunden. Wir haben dann ein eTwinning-Projekt mit dem Namen „Esprit Eureka“ gestartet, das sehr gut funktioniert hat. Da wir ausgezeichnet zusammengearbeitet haben und uns aufeinander verlassen konnten (was bei einem eTwinning-Projekt und natürlich auch bei Erasmus sehr wichtig ist), haben wir beschlossen, ein umfangreicheres Projekt zu starten, das nicht nur ein eTwinning-Projekt sondern auch gleichzeitig ein Erasmusprojekt war. Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und neue Ideen wurden sofort von uns beiden aufgegriffen und umgesetzt. Da es sich um ein Projekt handelte, das sich mit E-Tools beschäftigte und drei Jahre gedauert hat, haben wir im Laufe der Zeit mit Tools gearbeitet, die wir zu Beginn nicht geplant hatten. Wir haben neue Tools, die uns sinnvoll erschienen, laufend in das Projekt eingebunden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Tool „Pixton Comics“, wo Schüler*innen ihre eigenen Avatare kreieren konnten und dann damit das Erlebte in eigenen Comics festhalten konnten.
Was hat den Schüler/innen an dem Projekt am meisten gefallen?
Den Schüler*innen hat am meisten gefallen, dass es nach den vielen virtuellen Treffen richtige Begegnungen gab. Die Reise in ein bisher unbekanntes Land „La Réunion“ war natürlich das absolute Highlight. Hier konnten sie dann das Land erleben, mit dem sie sich zuvor im Twinspace auseinander gesetzt hatten. Wien mit den Partnerschüler*innen zu erleben war sicherlich auch ein besonderes Erlebnis. Das Miteinander-Arbeiten hat sowohl virtuell als auch reell gut funktioniert. Das war eine spannende Erfahrung für alle.
Wie haben Sie eTwinning in den Unterricht eingebettet?
Es ist meiner Meinung nach einfach, ein sprachliches Projekt in den Unterricht einzubetten. Die Schüler*innen waren im 4. und 5. Lernjahr Französisch, wo auch Inhalte wie Überseedepartments von Frankreich in den Lehrbüchern zu finden sind. Die Themen Interkulturalität, Reisen, Hobbies, Familie, digitalen Medien usw. sind im Lehrplan vertreten und müssen sowieso erarbeitet werden. Durch eTwinning können diese Themen interessanter und abwechslungsreicher gestaltet werden, da es ein Gegenüber gibt, mit dem man eine authentische Situation herstellt. Darüber hinaus kann man die Muttersprachler*innen der Partnerschule um Unterstützung bitten. So haben wir zum Beispiel auf Nachfrage meiner Projektpartnerin Satzanfänge auf Deutsch in den Twinspace gestellt mit der Struktur „was wäre wenn“, weil sie das gerade durchgenommen hatten. Die Schüler*innen aus La Réunion sollten dann die Sätze vervollständigen. Da die „Si-Sätze“ auch bei uns ein wichtiges Grammatikkapitel waren, haben wir daraus eine zweisprachige Übung gemacht - Schreibe Satzanfänge wie im Beispiel in deiner Muttersprache. Und vervollständige die Sätze der Partner in der Fremdsprache. Die Schüler*innen haben dann auch gegenseitiges Feedback gegeben. So haben wir immer wieder den laufenden Stoff in unsere Aktivitäten integriert.
Arbeiten Sie schon an einem neuen Projekt oder haben Sie ein neues Thema in Ausblick?
Neues Projekt? Da ich am Ende meiner schulischen Laufbahn stehe, werde ich kein neues Projekt beginnen (können). Ich hoffe aber, in meiner Schule Kolleg*innen animiert zu haben. Es gibt schon Planungen, Erasmus und eTwinning weiter zu führen und ich bin guter Dinge, dass das auch passieren wird.
Zum Schluss: Bitte schildern Sie uns einen „bleibenden“ Eindruck aus dem Projekt.
Es gibt wirklich viele bleibende Eindrücke. Wenn ich einen beschreiben soll, dann war es vielleicht der Besuch unserer Gruppe auf La Réunion in einem Kindergarten, wo schon den ganz Kleinen etwas Deutsch beigebracht wird. Unsere Schüler*innen haben mit den Kindern einfache Aktivitäten gemacht und zum Schluss haben die Kinder aus La Réunion ein Lied auf Deutsch gesungen, wo alle mittanzen konnten. Es haben dann im Hof des Kindergartens die Kleinen und die Großen miteinander gesungen und getanzt. Das war einfach großartig. Leider konnte ich aus Gründen des Datenschutzes dieses Erlebnis nicht veröffentlichen.
Die Schüler*innen aus Wien und La Réunion haben folgendes Video, das aus zwei Songs besteht – der erste zum Aufenthalt in Wien und der zweite zum Aufenthalt auf La Réunion - miteinander hergestellt. Die Burschen aus Wien haben das Lied komponiert, getextet und aufgenommen.
Nachlesen:
eTwinning-Preisträger/innen erzählen - Teil 1
eTwinning-Preisträger/innen erzählen - Teil 2
eTwinning-Preisträger/innen erzählen - Teil 3
eTwinning-Preisträger/innen erzählen - Teil 4
eTwinning-Preisträger/innen erzählen - Teil 5