In ganz Europa wird derzeit über Higher VET diskutiert. Die Europäische Kommission fordert in ihrer Agenda „Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen“ die Mitgliedsstaaten auf, die Entwicklung von Höherer Berufsbildung zu unterstützen und deren Sichtbarkeit zu fördern. Kompetenzen auf höherem Niveau sollen die Berufsbildung noch attraktiver zu machen und Beschäftigungsfähigkeit sicherstellen.
Der Begriff Höhere Berufsbildung ist hierzulande noch nicht formal etabliert. Üblicherweise werden darunter jene Qualifikationen verstanden, die auf den höheren NQR-Niveaus angesiedelt sind und nicht zu einem Bologna-Abschluss (Bachelor, Master, PhD) führen.
Karoline Meschnigg, BMBWF, verwies in ihrer Eröffnung auf die immer kürzere Halbwertszeit von Qualifikationen und den Bedarf an strategischer Neuausrichtung vor dem Hintergrund zahlreicher gesellschaftlicher Herausforderungen.
Sabine Tritscher-Archan vom ibw – Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft präsentierte eingangs eine vom BMBWF beauftragte Studie zu Ausgangslage und möglichen Umsetzungsszenarien in Österreich. Deutlich wurde, dass die Kriterien für Definition und Abgrenzung von HBB sehr wohlüberlegt sein wollen um Zielkonflikte einzudämmen.
Anregungen holte man sich bei Konferenz auch in den Nachbarländern. Die Schweiz hat bereits seit 2002 einen etablierten Bereich der Höheren Berufsbildung. Carmen Baumeler vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung gab Einblicke in Entstehungsgeschichte und Status Quo. Deutschland will 2020 die „höherqualifizierende Berufsbildung“ mit Berufsspezialist/in, BA professional und MA professional einführen. Endgültige Entscheidungen dazu sollen Ende November bei einer Abstimmung im deutschen Bundesrat fallen. Anett Brauner vom Zentralverband des Deutschen Handwerks erläuterte Beweggründe und Erwartungen an die bevorstehenden Gesetzesvorhaben.
Vertreter/innen von Bildungseinrichtungen und Wirtschaft (bfi und WIFI Österreich, FILL GesmbH, HTL Steyr und SPAR-Akademie Wien) diskutierten anschließend gemeinsam mit dem Publikum zahlreiche Ideen, Vorbehalte und Wünsche zum Thema. Bei den Wortmeldungen schien durchwegs Einigkeit über den Bedarf an einer Dachmarke „Höhere Berufsbildung“ in Österreich zu herrschen. Der Faktor Zeit wurde vielfach als Erfolgskriterium für eine Umsetzung genannt. Als mögliche Stolpersteine wurden neben Finanzierungsfragen auch die unterschiedlichen Zuständigkeiten für die betroffenen Qualifikationen genannt. Die naheliegendste Umsetzungsoption scheint über den NQR zu führen, der sich als Gerüst anbieten würde.
Karoline Meschnigg hob abschließend nochmals das Grundlagenpapier des ibw als exzellente Ausgangsbasis für die weiteren Schritte hervor und beschloss die Konferenz mit „einem Rucksack voller Aufgaben“.