Nachlese: in der Amöbe ist es gar gemütlich

13. Juni 2018
Julia Walochnik, Maiada Hadaia
Der KEF Roundtable am 23. Mai im Naturhistorischen Museum befasste sich mit Amöben als Wirtszellen für Krankheitserreger.

Hinter dem Veranstaltungstitel „In der Amöbe ist es gar gemütlich“ steckt die Präsentation des von der KEF finanzierten Projekts mit dem Titel „AMENET: Das afrikanische Melioidose-Netzwerk“, welches sich der Forschung und des Aufbaus eines Netzwerks zur Bekämpfung der Infektionskrankheit Melioidose gewidmet hatte. Das Projekt war eine Kooperation mehrerer afrikanischer und europäischer Hochschulen, wissenschaftlicher Einrichtungen und weiterer Akteure und lief von 2014 bis 2017.

Für die Diskussion und Präsentation wurde Dr.in Julia Walochnik von der Medizinischen Universität Wien eingeladen. Um den Teilnehmer/innen einen ersten Überblick zur Thematik zu verschaffen hat Moderatorin Maiada Hadaia eingangs ein einführendes Interview mit Dr. Walochnik geführt, indem vorab erläutert wurde, was Amöben sind und was der Ausgangspunkt für das Projekt war. Im Anschluss daran gab es eine Präsentation und Diskussion um vertiefend das Potential der Amöbenforschung und damit einhergehend der Bekämpfung von Tropenkrankheiten darzustellen.

Amöben sind einzellige Lebewesen, sozusagen der Prototyp der Zelle. Es handelt sich um sehr alte Mechanismen die sehr simpel strukturiert sind und die aufgrund ihrer hohen Diversität überall vorkommen. Ausgangsposition für dieses Projekt war das Wissen, dass Einzeller auch andere Mechanismen in sich beherbergen können, etwa Krankheiten. Amöben können ihre Form verändern, sie können sehr klein aber auch eher groß werden. Ebenso lassen sie sich gut züchten und erforschen. Unterschieden wird zwischen internen Amöben, das heißt solchen z.B. im Menschen, und freilebenden Amöben.

Speziell in diesem Projekt wurde auf die Gruppe der Akanthamöben fokussiert, dies sind freilebende Amöben die auch Krankheiten verursachen können, da 25% der Akanthamöben-Isolate andere Mikroorganismen wie etwa Viren, Pilze und Bakterien beherbergen und ihnen als Wirte dienen. Eine Gruppe von Bakterien – die Burkholderia pseudomallei – ist jene die Melioidose verursacht, eine eher vernachlässigte Tropenkrankheit, die im Zentrum des Projekts stand und im Deutschen den interessanten Namen „Pseudorotz“ trägt. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Krankheit hauptsächlich in Afrika vorkommt, aber mittlerweile ist bekannt, dass es ein großes Vorkommen etwa auch im Norden Australiens und in Thailand gibt. Reisfelder gelten dabei als besondere Risikofalle, da die Haut dort in Kontakt mit Wasser kommt. Es wird davon ausgegangen, dass die Melioidose im gesamten tropischen und subtropischen Raum verbreitet ist. Im Rahmen des Projektes haben sich die Wissenschaftler/innen angesehen, inwieweit sich die Amöben mit Burkholderia pseudomallei in der Natur genauso verhalten, wie im Labor, um dadurch mehr zur Bekämpfung dieser Krankheit beitragen zu können. Hauptziel war es die Melioidoseforschung bzw. -diagnostik in den afrikanischen Partnerländern zu etablieren und die Labors auszustatten, damit die Wissenschaftler/innen vor Ort eigenständig die Diagnostik vornehmen können.

Ort: Naturhistorisches Museum Wien, Vortragssaal, 1010 Wien
Datum: 23.5.2018, 18:30 Uhr